Heute Abend ist Schluss: Bis 23.59 Uhr können SPÖ-Mitglieder noch online bzw. mit einem heutigen Poststempel noch brieflich darüber entscheiden, wer die Partei in Zukunft führen soll. Zur Wahl stehen die amtierende Chefin Pamela Rendi-Wagner, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler – sowie die Option "keiner davon".

Darüber, wie die Abstimmung unter den rund 150.000 Mitgliedern der Partei ausgeht – wissen wird man es erst in knapp zwei Wochen, siehe rechts –, wird seit Wochen spekuliert. Anton Pelinka, SPÖ-Kenner und fixe Größe der österreichischen Politikwissenschaft, ist sich beispielsweise sicher: "Am wahrscheinlichsten" sei, dass Rendi-Wagner die SPÖ-Befragung gewinnen werde: Nur mit der Parteichefin bleibe auch die seiner Ansicht nach einzige reelle Machtoption der Roten nach der kommenden Nationalratswahl, nämlich eine Koalition mit der ÖVP, gewahrt, hatte der Politologe gegenüber der APA am Wochenende erklärt.

Was wollen die Mitglieder?

Für Pelinka hat sich an der Favoritenrolle Rendi-Wagners auch dadurch nichts geändert, dass aus dem Zweikampf gegen Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil angesichts der Kandidatur Andreas Bablers ein Dreikampf wurde. Der Doyen der österreichischen Politikwissenschaft sieht vor allem folgende Trümpfe der aktuellen Vorsitzenden, die ihr den Sieg bei der am Mittwoch endenden Mitgliederbefragung bringen dürften: die Unterstützung der mächtigen Wiener SPÖ, jene der roten Gewerkschafter – und vor allem den "Faktor Frau".

Das sind freilich Spekulationen auf hohem Niveau. Weniger sicher zeigt sich der Wiener Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik: "Wir wissen über die SPÖ-Mitglieder praktisch nichts Relevantes. Vor allem kennen wir ihre inhaltlichen Präferenzen kaum und noch weniger, ob oder wie sie abwägen zwischen inhaltlicher Positionierung, Stimmenmaximierung und Streben nach Regierungsbeteiligung", schreibt er auf Twitter.

Unleistbare Meinungsforschung

Sprich: Die Motive, nach denen die rund 150.000 SPÖ-Mitglieder noch bis Mittwoch entscheiden, wer die Partei in Zukunft führen soll, sind derzeit nur Gegenstand von Spekulation. Gezielte Meinungsforschung gibt es nicht – während SPÖ-Wähler zuletzt Rendi-Wagner präferiert haben sollen (so eine Umfrage im "Kurier"), bleiben die Motive der Mitglieder im Ungewissen.

Für eine genaue Befragung und Auswertung einer so kleinen Gruppe der Gesamtbevölkerung müsste eine weit größere Zahl an Menschen befragt werden, als sich ein Beteiligter leisten kann und will.

Zuversichtlich haben sich am Dienstag jedenfalls die Teams der Herausforderer Doskozil und Babler für den Ausgang der Mitgliederbefragung gezeigt. Während Babler auf ein "beachtliches Ergebnis" hoffte, sprachen Doskozils Unterstützer siegessicher bereits von der Nationalratswahl nach dem Entscheid.

Doskozil als parteiinterner Sieger – und damit auch als Spitzenkandidat der SPÖ – werde "die größte Wählerrückholaktion starten, die es in der Sozialdemokratie je gegeben hat", so der steirische Nationalratsmandatar Max Lercher, ein Unterstützer Doskozils.