Wenn heute fast 390.000 Salzburgerinnen und Salzburger zum Wählen aufgerufen sind, geht es für Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) um alles. Neun Jahre lang hatte er Gabi Burgstaller (SPÖ) als Vize gedient. Mit dem roten Finanzskandal gelang dem Juristen 2013 die Wende: Die SPÖ wurde mit Grünen und Team Stronach, später mithilfe der Neos aus der Regierung verbannt.
Haslauers Höhenflug könnte heute enden. Erneut wird der ÖVP-Chef von einer Frau herausgefordert, diesmal von rechts: Marlene Svazek will mit der FPÖ Platz eins erreichen und Salzburgs erste blaue Landeshauptfrau werden. Beides scheint Umfragen zufolge wenig wahrscheinlich, dennoch könnte Svazek als Siegerin dastehen, wenn die Wahllokale um 17 Uhr schließen.
Gewinner am linken und rechten Rand
Denn der Trend der strauchelnden Landeskaiser dürfte sich auch in Salzburg fortsetzen. Teuerung, Krieg und Corona-Nachwirkungen lassen das Vertrauen in die Regierenden schrumpfen – und ohne einen Strahlemann im Bund fehlt vor allem der Volkspartei der bundespolitische Rückenwind, den Sebastian Kurz bei der letzten Wahl 2018 noch bieten konnte. Die FPÖ hingegen weiß hingegen schlechte Stimmung in handfeste Stimmen umzuwandeln.
Die hohen Wohnkosten der Salzburgerinnen und Salzburger dürften hingegen vor allem Kay-Michael Dankl nutzen. Der frühere Sprecher der Jungen Grünen kopiert für KPÖ plus das Grazer Modell des Dienstleistungs-Kommunismus. Erstmals seit 1945 könnten die Kommunisten somit in den Landtag einziehen.
Auf der anderen Seite könnte die schwarz-grün-pinke „Dirndl-Koalition“ durch Verluste nach links und rechts nach dem Wahlabend Geschichte sein. Neben Svazek dürfte sich dann auch SPÖ-Chef David Egger gute Chancen auf die Landesregierung ausrechnen – obwohl sein Wahlkampf von der morgen startenden SPÖ-internen Mitgliederbefragung überschattet wurde. Egal, für wen sich Haslauer nach der Wahl entscheidet: Das Mozartland dürfte wieder einmal vor einer politischen Zeitenwende stehen.
Maximilian Miller