Salzburg hat gewählt. Laut vorläufigem Endergebnis - inklusive Briefwahlstimmen - behält die ÖVP mit 30,4 Prozent den ersten Platz, muss aber ein Minus von 7,4 Prozentpunkten verkraften. Dahinter folgt die FPÖ mit 25,7 Prozent - ein Plus von 6,9 Prozentpunkten und das historisch beste Ergebnis der Freiheitlichen in Salzburg.
Die SPÖ verliert hingegen leicht und landet auf 17,9 Prozent und ist damit klar Dritter. Auf Platz 4 findet sich die nächste Sensation: Die KPÖ zieht mit 11,7 Prozent erstmals seit 1945 in den Salzburger Landtag ein. Dahinter befinden sich Grüne (8,2 Prozent). Die Neos verfehlen den Einzug in den Landtag mit 4,2 Prozent. Auch WIRS (1,2 Prozent) und MFG (0,8 Prozent) wetterten vergeblich um die Gunst der rund 390.000 zur Wahl aufgerufenen Salzburgerinnen und Salzburger.
Haslauer wollte bei Platz 2 gehen
Die große Frage im Vorfeld war, wer künftig im Chiemseehof schalten und walten wird. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hatte in den letzten Jahren mit Grünen und Neos eine "Dirndlkoalition" geschmiedet. Dieses Bündnis hat nun laut einer ersten Hochrechnung keine Mehrheit mehr. Auch, weil Haslauer heuer ein Kurz-Effekt abhandenkam und aus dem Bund eher Gegenwind nach Salzburg blies. Für die Volkspartei wurde somit nach Tirol und Niederösterreich der dritte Landesfürst in einem Jahr abgestraft.
Noch am Wahltag hatte Haslauer angekündigt, bei einem zweiten Platz zu gehen. Das jetzige Ergebnis bereitet dem Landesfürsten aber wohl ähnlich viel Kopfzerbrechen: Wie in Tirol könnte die ÖVP zur SPÖ als Partner für eine Koalition mit mehr als wackeliger Mehrheit blicken – oder wie in Niederösterreich stabiler mit der FPÖ paktieren. Auch eine Dreier-Koalition wäre möglich, allerdings ohne Neos, die dem neuen Landtag nicht mehr angehören werden. Eine Regierungszusammenarbeit mit den Kommunisten schließt Haslauer aus.
Svazek wollte Landeshauptfrau werden
Aufstrebend zeigen sich auch in Salzburg die Freiheitlichen. FPÖ-Chefin Marlene Svazek gelingt ein ordentlicher Zugewinn, wohl auf Kosten der Volkspartei und der heuer nicht mehr angetretenen FPÖ-Abspaltung "Freie Partei Salzburg". Die FPÖ konnte vor allem in ländlicheren Gegenden punkten. In der Gemeinde Kuchl im Tennengau, die im Oktober 2020 zwei Wochen lang unter Corona-Quarantäne gestellt worden war, erhielten die Freiheitlichen etwa 30 Prozent.
Für Svazeks hohen Ansprüche, die Volkspartei vom ersten Platz zu verdrängen und Landeshauptfrau zu werden, reicht das freiheitliche Ergebnis nicht. Allerdings verdrängt Svazek die SPÖ und deren Chef David Egger von Platz 2. Dessen schlechtes Abschneiden könnte auch Auswirkungen auf die am Montag startende SPÖ-interne Mitgliederbefragung haben.
KPÖ auf Platz 2 in Salzburg-Stadt
Überraschend stark schneiden die Kommunisten ab: "KPÖ plus" hat unter der Führung von Kay-Michael Dankl erstmals seit 1945 den Einzug in den Landtag mit Leichtigkeit geschafft. Beinahe monothematisch hatten sich die Kommunisten nach Grazer Vorbild auf die hohen Wohnkosten in Salzburg konzentriert - und damit eine echte Sensation erreicht: Bei der letzten Wahl hat es nur für 0,4 Prozent der Stimmen gereicht, heute hat "KPÖ plus" auch die Grünen klar überholt. Bemerkenswert ist das Detailergebnis für Salzburg-Stadt. Dort konnte die KPÖ mit 21,8 Prozent ein sattes Plus von derzeit 20,6 Prozentpunkten einfahren und auf Platz zwei vorstoßen.
Live durch den Wahltag
Als Letztes schloss die Gemeinde Maria Alm ihre Wahllokale um 17 Uhr. Im Rest des Landes mussten die Stimmen spätestens um 16 Uhr abgegeben werden. Das Endergebnis des Urnenganges steht heuer erstmals schon am Wahlabend fest, denn die Briefwahlstimmen werden direkt mit ausgezählt. Wir berichten live.