Die ehemalige Staatssekretärin, Wiener Finanzstadträtin und Siemens-Chefin Brigitte Ederer zählt in der Auseinandersetzung um den Parteivorsitz der SPÖ zu den treuesten Unterstützerinnen von Pamela Rendi-Wagner. Sie selbst habe in ihrem Berufsleben Erfahrungen mit Machos gemacht, erzählte sie am Mittwoch vor Journalistinnen. Doch erst in den letzten Jahren, als sie beobachtete, wie Pamela Rendi-Wagner von männlichen Parteikollegen behandelt wurde, sei ihr vieles bewusst geworden: "Ich habe mich nie als Feministin definiert. Aber die Vorkommnisse in der SPÖ in den letzten Jahren haben mich zur Feministin gemacht", sagt sie.
Die amtierende Parteivorsitzende ist für Ederer die Idealbesetzung: "Die SPÖ soll von einer Person geführt werden, die weltoffen ist und das Herz am richtigen Fleck hat. Ich würde mir wünschen, dass Pamela Rendi-Wagner die erste sozialdemokratische Bundeskanzlerin Österreichs wird."
Bedenken äußert sie in Richtung ihrer Herausforderer, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler: "Wenn Hans Peter Doskozil die Abstimmung gewinnt, würden die Gräben in der Partei noch tiefer werden", so Ederer. Auch inhaltlich hat die Finanzexpertin einiges auszusetzen: "Doskozil fährt ein Programm der 70er-Jahre. Es gibt unter manchen Mitgliedern eine gewisse Sehnsucht nach dieser Zeit, aber realisieren lässt sich dieses Programm in der Gegenwart nicht. Das gilt auch für Bablers Positionen", sagt Ederer, die auch zwei Jahre lang Bundesgeschäftsführerin der SPÖ war.
Zwei Ex-Parteimanager, zwei Meinungen
Das verbindet sie mit Max Lercher, der diesen Job ebenfalls neun Monate ausübte. Lercher dreht allerdings als einer der wichtigsten Wahlhelfer für Hans Peter Doskozil seine Runden. "Er ist der Einzige, der für uns Wahlen gewinnen kann", sagt der Steirer über Doskozil. "Dieser Mensch hat nicht nur geredet, sondern reihenweise die Dinge umgesetzt."
Lercher betont, es sei Aufgabe der SPÖ, Mehrheiten zu verschieben. "Ich habe nichts gegen andere, aber wir müssen für jene Menschen Politik machen, für die wir gegründet wurden." Dass Doskozil im Burgenland seine sozialen Wohltaten (etwa den Mindestlohn oder die Anstellungen im Pflegebereich) mit langfristigen Schulden erkauft, lässt Lercher nicht gelten. Bei der Bundesregierung nenne man es "Investition in die Zukunft", wenn sie mit hohen Förderungen agiere.
Von allen drei Kandidaten könne nur Doskozil "eine Wählerinnen-Allianz" schmieden: "Diese Fähigkeit sprechen uns zwar alle ab, aber Doskozil beweist, dass wir es noch können." Lercher wird jedenfalls bei (fast) allen Doskozil-Auftritten dabei sein. Und nur wenn der Burgenländer gewinnt, will Lercher neuerlich für den Nationalrat kandidieren: "Andernfalls würde ich den Weg frei machen, damit ein neues Miteinander ermöglicht wird."