Der Skandal um eine Tochtergesellschaft der Wiener Ärztekammer hat politische Folgen: Der Finanzreferent der Wiener Kammer, Frédéric Tömböl, fordert seinen Fraktionskollegen, Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart, heraus. Bei der Vollversammlung der ÖVP-nahen "Vereinigung Österreichischer Ärztinnen und Ärzte" am 20. April will er sich zum Obmann der "Vereinigung" wählen lassen. Der aktuelle Obmann Steinhart würde somit den Rückhalt seiner eigenen Fraktion verlieren.
Tömböl argumentiert sein Antreten mit Steinharts Umgang mit den Folgen des Skandals rund um Tochtergesellschaften der Wiener Kurie angestellter Ärzte, allen voran der Equip4Ordi. In dieser Causa ermittelt mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft Wien wegen des Verdachts des Betrugs, der Untreue und Begünstigung. Politisch waren Teile der "Vereinigung" rund um Generalsekretär und Ex-ÖVP-Abgeordneten Erwin Rasinger bemüht, ihren Fraktionskollegen, Kurien-Obmann Erik Randall Huber, abzusetzen. Nach der Übernahme der Kurie von Steinhart hatte Huber die Untersuchungen der Tochterfirmen ins Rollen gebracht und auch die Anzeigen eingebracht.
Kampfabstimmung um die Ärztekammer-Krone
Tömböl unterstützt Huber dabei – und fordert das nun auch vom Rest der "Vereinigung" ein, denn: "Sollte sich die Führung unserer 'Vereinigung' auch über die nächsten Wochen ausschließlich der Abwahl der eigenen Funktionär*innen statt der Wiedergutmachung der eigenen Taten widmen", würde sich wohl eine andere Fraktion in der Wiener Ärztekammer durchsetzen. Es gelte, "diese destruktive Dynamik" schnellstmöglich zu beenden, so Tömböl in einem Brief an die Mitglieder der "Vereinigung".
Die Kampfabstimmung zwischen Steinhart und Tömböl in der "Vereinigung" dürfte auch die Weichen für die Bundesärztekammer stellen: Hat Steinhart in seiner eigenen Fraktion keine Mehrheit mehr, dürfte sich der Präsident bei der Vollversammlung der Wiener Ärztekammer am 26. April schwertun. Verliert er dort sein Amt als Wiener Ärztekammer-Präsident, kann er auch im Bund nicht mehr an der Spitze der Ärzteschaft stehen.
Maximilian Miller