Auf die Frage, ob die Mitgliederbefragung fair ablaufen werde, antwortete Babler, es sei „doch ein Mindestmaß, dass man davon ausgehen muss, dass man einen fairen und transparenten Prozess abwickelt“ – es seien schließlich auch „viele Augen darauf gerichtet“. Die Sozialdemokratie müsse „das hinbringen, auch wenn sie vieles nicht hingebracht hat“, so Babler, der die Mitgliederbefragung im Vorfeld stark kritisiert hatte. Im Kampf um den Vorsitz wünscht er sich ein Fairnessabkommen und wirbt er in einem Schreiben an seine Kontrahenten Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil um ein gemeinsames Konzept für künftige Mitgliederbefragungen. Dabei soll es etwa direkte Debatten der Bewerber geben.
Zu seinem Doppelbezug von der Gemeinde Traiskirchen, den er 2016 schließlich zurücklegte, erklärte Babler: "Das ist eine Geschichte, die mir wirklich sehr leid tut." Er habe viel von dem Geld gespendet und aus seinem Fehler gelernt.
In der Arbeiterhochburg Steyr in Oberösterreich hatte der Traiskirchner Bürgermeister zuvor seine "Basis"-Tour, quasi den parteiinternen Wahlkampf um den SPÖ-Vorsitz, gestartet und ist dort mit eben jener Basis auf Tuchfühlung gegangen. Er beschwor klassische rote Werte und warnte vor dem Blinken nach rechts: "Es bringt keinem Kind ein warmes Mittagessen, wenn man 27-mal die Balkanroute schließt". Sein Appell an die Genossen: "Holen wir uns diese SPÖ zurück."
"Fenster aufgegangen"
In einer Regenpause trifft Babler ein - in einer FC-St.Pauli-Jacke und gut gelaunt. Seine Chancen, das Rennen zu machen, schätzt er als gut ein. Er habe sich jetzt "ein paar Tage Urlaub genommen", um auf Tour zu gehen, verrät er den wartenden Journalisten, "ich habe keinen Apparat, ich arbeite mit Freiwilligen". Dass er u.U. auch als nicht Erstgereihter der Mitgliederbefragung am Parteitag kandidieren will, begründet er mit dem Respekt vor den Mitgliedern, denen man "etwas zutrauen und sie nicht nur taktisch behandeln" müsse.
Es sei jetzt "ein Fenster aufgegangen", freute er sich über die "Bewegung, die entstanden ist", und die er nutzen wolle - bekennt er in die Mikrofone der Medienvertreter, kurz darauf bekommen das auch die oben wartenden Genossen zu hören. "20, 30 Jahre haben wir darauf gewartet, so ein Momentum zu erzeugen", nun habe man die Chance, "dass wir uns gemeinsam die Partei zurückholen." Der Applaus ist ihm dafür sicher und er ist dankbar: "Danke fürs Klatschen, das baut die Nervosität ab und ich finde am Zettel wieder, wo ich bin", meint er augenzwinkernd.
"Stärke und Würde"
Den Spickzettel braucht er aber nicht wirklich. Babler ist sicher im Text: Der Sozialdemokratie müsse "wieder eine Bewegung werden, die sich vor nichts und niemandem fürchtet", das heiße "weniger Kompromisse eingehen" und "Stärke und Würde zu zeigen", so seine Botschaften. Solche Töne kommen in der rot regierten Industriestadt Steyr, Zentrum der Autoindustrie, gut an. "Ich bin selbst ein Arbeiterkind", gibt sich Babler als Mann der Basis, erzählt vom Großvater, der am Bauhof arbeitete, vom Vater, der bei Semperit war, von der Mutter, die den kleinen Andi oft zur Arbeit als Reinigungskraft mitgenommen habe, weil sie keine Kinderbetreuungsmöglichkeit hatte - erwischen hätte man sie nicht dürfen.
Sein Programm will er offiziell erst am Mittwoch im heimatlichen Traiskirchen präsentieren, die Pflöcke schlug er dennoch auch in Steyr bereits ein: Er beschwor klassische rote Werte, sein Motto in Anlehnung an Willy Brandt: "Mehr Sozialdemokratie wagen." Babler geißelt "Überprofite", Immobilienspekulation, Kinderarmut, fordert eine gerechtere Krankenversorgung, einen Rechtsanspruch auf Pflege, gleichen Lohn für gleiche Arbeit von Männern und Frauen, Lohntransparenz, 32-Stunden-Woche. Der Klimawandel müsse prioritär und als soziale Frage angegangen werden. Aber auch im Asylbereich will der Bürgermeister der Erstaufnahmezentrums-Gemeinde humanistische Werte hochhalten: "Kein Mensch ist illegal", das gelte nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle, "dass man niemanden im Dreck liegen lässt".
Warnt vor der Kickl-FPÖ
Er warnt vor Blinken nach rechts und vor Koalitionen mit Schwarz und Blau: "Es ist eine Gefahr, dass der (Herbert, Anm.) Kickl Kanzler wird", räumt er ein, aber nur eine Rückbesinnung auf die eigenen Werte "wird den Kickl stoppen". "Die FPÖ ist nicht nur ausländerfeindlich", sie sei auch eine "Partei der Abcasher", habe beispielsweise die Mindestsicherung gekürzt. Aber auch der Zusammenarbeit mit der "radikalisierten ÖVP", die "brutal die Errungenschaften der Arbeiterschaft zerstört" und kaum mehr von der FPÖ abgrenzbar sei, erteilte er eine Absage.
Der Steyrer SPÖ-Bürgermeister Markus Vogl, der zu Bablers Begrüßung gekommen war, ist sich noch nicht sicher, wen er wählen wird. Dennoch kann Babler bereits auf einige prominente Unterstützer verweisen: Nach der Sozialistischen Jugend haben sich die Präsidentin des oö. Pensionistenverbands, Birgit Gerstorfer - bis vor gut einem Jahr Landesparteivorsitzende - sowie der Präsident des niederösterreichischen Pensionistenverbands Hannes Bauer für ihn ausgesprochen, ebenso der ehemalige Finanzminister Ferdinand Lacina, Ex-Sozialminister Erwin Buchinger und der frühere EU-Abgeordnete Josef Weidenholzer. Aus Oberösterreich haben sich bisher u.a. die Ebenseer Stadtchefin Sabine Promberger, der Mauthausener Bürgermeister Thomas Punkenhofer und der Landtagsabgeordnete Erich Wahl zu Babler bekannt. Die SPÖ-Parteispitze will keine Wahlempfehlung abgeben.