Umfragen prophezeien der FPÖ ein Rekordergebnis in Salzburg. Sie wollen mit der ÖVP regieren, mit Landeshauptmann Haslauer wäre es aber "ein langer Weg". Was trennt Sie?
MARLENE SVAZEK: Beim Thema Wohnen sind wir interessanterweise weit entfernt, obwohl ich dachte, Deutsch als Voraussetzung für geförderten Wohnbau wäre am ehesten mit der ÖVP durchsetzbar. Es gab auch wenig gegenseitiges Vertrauen in den letzten fünf Jahren. Da müssten sich beide Seiten mehr bewegen, ich nehme mich da nicht aus. Aber grundsätzlich werden wir mit allen reden.
In Niederösterreich brachte die Zusammenarbeit mit der FPÖ der ÖVP Kritik ein, die Koalition sei ein notwendiges Übel, heißt es dort. Braucht es Überwindung, um mit Freiheitlichen zu koalieren?
Das glaube ich nicht, in Oberösterreich zeigen wir seit Jahren, dass es mit uns geht. Je stärker wir im Land vertreten sind, desto schwieriger fällt die Dämonisierung der FPÖ. Und wenn man nach Wahlen an uns nicht mehr vorbeikommt, wird man diese schnell über Bord werfen, was das Ganze ja noch unglaubwürdiger macht. Dabei kann man mit uns viel umsetzen, auch aus Sicht der SPÖ.
SPÖ-Kandidat Egger hat bereits Interesse an Gesprächen gezeigt – eigentlich ein No-Go für die Partei. Ein interessantes Angebot?
Ich kenne mich hier nicht aus. Über Monate hat man damit kokettiert, als dann Schwarz-Blau in Niederösterreich kam, hat er sich am Gejohle darüber beteiligt. Es ist schwer, die SPÖ angesichts der aktuellen Turbulenzen ernst zu nehmen. Niemand weiß, mit wem man es in ein paar Wochen zu tun hat.
Werden auch Sie in den Verhandlungen auf die Rückzahlung von Coronastrafen und Werbeverbot für die Impfung bestehen?
Ich werde mir anschauen, was in Niederösterreich wirklich umsetzbar ist. Sollte das praxistauglich sein, warum nicht auch in Salzburg? Die ÖVP hat einen Versöhnungsprozess angekündigt, und vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn das genau jene Parteien tun, die derart gegensätzliche Ansichten hatten. Wir würden aber eine Entschuldigung einfordern, das steht fest. Und auch das Werbeverbot halte ich für eine gute Idee.
Hätte die FPÖ keinen Grund, sich für den eigenen Beitrag zur Spaltung und das Anpreisen nachweislich falscher Therapien zu entschuldigen?
Jetzt, wo die Hysterie nachgelassen hat, kann man auch diskutieren, was von uns gekommen ist. Auch da war nicht alles 100 Prozent richtig. Aber wir waren die Einzigen, die das hinterfragt haben. Wenn das Angebot echter Versöhnung kommt, sind alle gefragt.
Stichwort Hysterie. In Salzburg hängen FPÖ-Plakate mit der Aufschrift "Während Sie das hier lesen, überqueren zwei Illegale die Grenzen unserer Heimat". Machen Sie den Menschen bewusst Angst?
Solche Sprüche sollen zur Diskussion anregen. Es gab schon einige Rechenbeispiele.
Die Rechnung ist einfach. Laut Ministerium gab es 2022 100.000 illegale Grenzübertritte. Damit kam alle fünf Minuten ein Mensch ins Land. Lesen Sie so langsam?
Es geht uns nicht um die Lesedauer. Der Umstand, dass man über das Thema nachdenkt, zeigt ja, dass das Plakat sein Ziel erreicht hat. Dass es hier ein Problem gibt, ist inzwischen in allen Parteien angekommen.
Sie befürworten den Zuzug von qualifiziertem Fachpersonal. Wie wollen Sie das anlocken, wenn die FPÖ auf Abschreckung setzt?
Man macht uns ja für vieles verantwortlich, auch für das Bild nach außen, obwohl wir gar nicht in der Bundesregierung sitzen. Jeder, der hier arbeitet, Steuern zahlt und sich integriert, dem müssen wir das Leben hier ermöglichen.
Im Bund bescheinigen Umfragen der FPÖ Platz eins. Sollte sie in der nächsten Regierung sitzen, welches Ressort streben Sie an?
Mein Platz ist in Salzburg, ich habe hier einiges vor. Wobei ich glaube, dass es für die FPÖ prädestinierte Ressorts wie Inneres, Soziales und durchaus auch Umwelt gibt, wo es einiges zu verändert gäbe. Aber darüber zu spekulieren, wäre zu früh.
Ich frage Sie, weil Sie in der Bundes-FPÖ seit jeher für höhere Weihen im Gespräch sind. Bescheidenheit oder fehlendes Interesse?
Als Generalsekretärin war ich ein Jahr in der Bundespolitik, der Weg zurück nach Salzburg war bewusst gesetzt. Ich war zu jung, zu schnell ganz oben. Wer weiß, was in ein paar Jahren ist. Sollte ich jetzt nicht in Regierungsverantwortung kommen, gibt es auch ein Leben nach der Politik. Ich bin ja erst 30 und habe nicht vor, als Politikerin in Pension zu gehen.
Hoffen Sie auf eine Neuauflage von Schwarz-Blau im Bund?
Der ÖVP würde die Oppositionsbank guttun, aber solange die SPÖ mit uns nicht will, bleibt nicht wirklich viel anderes übrig.
Für viele in der ÖVP gilt Kickl als rotes Tuch. Würden Sie ihn für eine Koalitionsbeteiligung opfern?
Definitiv nicht, das hat schon einmal nicht funktioniert. Das würde uns nicht nur unglaubwürdig machen, das ginge auch menschlich nicht. Die ÖVP versucht, einen Keil in die FPÖ zu treiben. Wenn es um einen Platz in der Regierung geht, wird die ÖVP ganz schnell katholisch.
Als jüngste Landesparteichefin zeigen Sie kein Verständnis für Klimaproteste. Warum?
Das ist für mich keine Frage des Alters, sondern der Vernunft. Ich glaube, junge Menschen lassen sich hier verblenden von einer Ökopolitik, die nicht realistisch ist. Ich weiß, was wir an Natur haben, und der achtsame Umgang damit beim Spazieren ist wichtig. Aber wir sollten den Beitrag Österreichs zur Weltklimabilanz nicht überbewerten.
"Achtsames Spazierengehen" bringt uns nicht aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Wir sollten auf das setzen, was wir haben. In Salzburg wäre bei Wasser- und Sonnenkraft mehr drin. Bei Windrädern ist mir der Eingriff in die Berge zu groß.
Sie sind Jägerin, besitzen drei Waffen. Gibt es Parallelen zwischen Jagd und Politik?
Das Bild der Jagd ist in der Öffentlichkeit nicht das beste, man sieht nicht, wie viel Arbeit dahinter ist, und wenn ein Jäger einen Fehler macht, geraten alle anderen in Verruf. Das ist auch in der Politik so.