Nun ist es fix: Die Luftstreitkräfte des Bundesheeres bekommen neben dem Eurofighter wieder eine zweite Jetflotte. "Wir haben die budgetären Möglichkeiten und wir werden nachbeschaffen", bestätigte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) vor Journalisten die bereits kolportierten Pläne. Der Kauf von zwölf bis 18 "Advanced Jettrainern" soll die nach dem Ausscheiden der Saab 105 im Jahr 2020 entstandene Lücke in der Luftraumüberwachung füllen.
Das geschieht laut Generalmajor Bruno Hofbauer, Planungschef des Bundesheeres, in drei Bereichen: Der Düsentrainer soll in Ausbildung befindliche Jetpiloten an den Eurofighter heranführen, Piloten das Sammeln von Flugstunden ermöglichen und in der Luftraumsicherung in mittlerer Höhe bzw. gegen langsame Ziele operieren. Überdies wolle man mit dem neuen Fluggerät die "Luft-Boden-Fähigkeit" wieder neu aufbauen.
Die Typenentscheidung fällt wohl zwischen der M-346(FA) des italienischen Herstellers Leonardo und der L-39NG von Aero Vodochody (Tschechien). Man werde bis zum Sommer "an die infrage kommenden Nationen herantreten" und mögliche Kooperationen ausloten, auch die Voraussetzungen für ein Regierung-zu-Regierungsgeschäft werden geprüft. Für das Gesamtpaket Luftraumüberwachung, das auch die Nachrüstung der Eurofighter-Flotte beinhaltet, rechnet man im Verteidigungsministerium mit rund 1,6 Milliarden Euro.
Offen ist noch, wann es zu einer Vertragsunterzeichnung kommt – laut Hofbauer "eher 2024". Die neuen Jettrainer werden jedenfalls in Hörsching (OÖ) stationiert, wo auch die Saab 105 beheimatet waren.
Hercules-Nachfolge wird konkreter
Seine "Fühler ausgestreckt" hat das Verteidigungsministerium auch in Sachen Nachbeschaffung der Transportmaschine C-130 "Hercules". In diesem Projekt befindet man sich bereits mitten in der Beschaffungsphase. Rüstungsdirektor Generalmajor Harald Vodosek schickte Anfragen an insgesamt 29 Nationen. Dabei geht es in erster Linie um mögliche Kooperationen bei Ausbildung und Wartung sowie um einen Erfahrungsaustausch. Denn dem Anforderungsprofil des Bundesheeres (siehe Infokasten) entsprechen ohnehin nur zwei am Markt verfügbare Muster: die düsengetriebene C-390 von Embraer und die jüngste Version der C-130 ("Juliette") der US-amerikanischen Lockheed Corporation. So werde man sich laut Tanner etwa eng mit Portugal, Niederlande und Ungarn austauschen, deren Armeen als erste in Europa neue C-390 beim brasilianischen Hersteller geordert haben.
Hofbauer bestätigte, worüber die Kleine Zeitung schon im Detail berichtet hat: Beschafft werden sollen vier bis fünf Maschinen, "um immer zwei gleichzeitig auf der Flightline zu haben". Ein wichtiger Faktor in der Entscheidungsfindung sei, "wer wann liefern kann". Denn bei den drei alten "Hercules" stehen ab 2025 nach und nach Wartungsereignisse mit Gesamtkosten von bis zu 60 Millionen Euro an. Diese Wartungen will man, so weit es geht, vermeiden. Bis spätestens 2029/2030 müssen jedenfalls alle Flugzeuge ersetzt sein.
Neu oder gebraucht?
Während Tanner den Kauf gebrauchter Transportmaschinen derzeit nicht ausschließen will ("Wir schreiben ja nicht zum Spaß Briefe an 29 Nationen"), lässt ihr Planungschef eine klare Präferenz zu fabriksneuen Flugzeugen erkennen. Schon im Sommer könnte eine Typentscheidung fallen, unterschriftsreif wird das Geschäft frühestens im ersten Quartal 2024. Und was soll es kosten? Dazu hält sich Tanner bedeckt: "Wir möchten unsere Verhandlungsposition nicht verschlechtern."