Drei Jahre Corona-Pandemie haben Österreichs Jugend zugesetzt. Doch mit dem Ende der Corona-Maßnahmen entspannt sich die Situation junger Menschen nicht, im Gegenteil: "Aufgrund der hohen Inflation sind derzeit noch mehr als im letzten Jahr von einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation betroffen", zeigt eine Sonderauswertung des Sora-Demokratiemonitors für das Parlament.

Teuerung schränkt Jugend ein

Rund die Hälfte der 323 16- bis 26-Jährigen berichteten von einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit. Dabei hatte die Psyche junger Menschen bereits in den Corona-Jahren 2020 und 2021 stark gelitten. Unter den Krisenfolgen würden nun jene junge Menschen besonders stark leiden, "die bereits vor der Pandemie weniger Ressourcen hatten", fasst das Meinungsforschungsinstitut Sora die Ergebnisse seiner Befragungen im September und Oktober 2022 zusammen.

Psychische und finanzielle Folgen der Krisen
Psychische und finanzielle Folgen der Krisen © Parlament/SORA

Rund ein Viertel der Befragten musste sich letzten Herbst bereits wegen der Preissteigerungen sehr stark einschränken. Vier von fünf Befragten berichteten von notwendigen finanziellen Einschränkungen. Jeder Dritte 16- bis 26-Jährige befindet sich laut der Erhebung in einer prekären finanziellen Lage, schreibt Sora: "Ihr Einkommen reicht kaum oder gar nicht zum Leben aus".

Die Teuerung beschäftigt junge Menschen in Österreich sehr
Die Teuerung beschäftigt junge Menschen in Österreich sehr © Parlament/SORA
Einschränkungen im Alltag aufgrund der Teuerung
Einschränkungen im Alltag aufgrund der Teuerung © Parlament/SORA

Die Teuerung wird daher auch von 49 Prozent der Befragten als dringestens politisches Anliegen junger Menschen genannt. Der Klimawandel folgt mit 22 Prozent, dahinter folgen die Schere zwischen Arm und Reich (19 Prozent) und Krieg (14 Prozent). Die grassierende Teuerung wirkt sich auch auf die Psyche aus: Unter jenen, deren Einkommen kaum ausreicht, geben zwei Drittel eine Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit an.

Nachdem junge Menschen schon in der Pandemie durch Lockdowns auf Schule, Freunde und Zärtlichkeit verzichten mussten, würde nun die Teuerung zuschlagen, sagt der Sora-Chef Günther Ogris: "Die Freiheiten werden weniger, weil man sich weniger leisten kann". Gerade die Einkommenssituation von Niedrigeinkommensbeziehern sei belastet - und das seien eben überdurchschnittlich Jugendliche, "die gerade in den Beruf einsteigen", erklärt Ogris.

Vertrauen in Demokratie sinkt

Deutlich wird in der Auswertung auch, dass die Krisen das Vertrauen junger Menschen in das politische System senken: Waren 2018 noch mehr als zwei Drittel der jungen Menschen davon überzeugt, dass das politische System in Österreich gut funktioniert, fand sich 2022 dafür keine Mehrheit mehr. Auch schätzen die 16- bis 26-Jährigen die Demokratie in Österreich zunehmend schwach ein: Mehr als ein Drittel sieht sie "eher schwach". 2018 hatte das nur jeder Siebte angegeben. Auch hier gilt: Je niedriger das Einkommen, desto eher wird die Demokratie als schwach eingeschätzt.

Keine großen Änderungen gibt es indes beim Vertrauen in die Institutionen: Polizei und Justiz konnten im Vergleich zum Vorjahr sogar hinzugewinnen. Einzig Parlament und Regierung verloren in den Pandemiejahren merklich an Vertrauen. Zwei Drittel jener, deren Einkommen nicht oder kaum ausreicht, sehen sich im Parlament aber kaum vertreten. Der Meinungsforscher Ogris und die Bundesjugendvertretung sehen vor allem das Engagement in Jugendverbänden und die offene Jugendarbeit als Möglichkeiten, das Vertrauen in die Institutionen wieder zu steigern.