Ein Sweater des FC St. Pauli ist in linken Kreisen schon ein Statement: Der Hamburger Zweitligaverein steht seit Jahren für Antirassismus und den politischen Kampf gegen Rechts. Ein Klub-eigener "Arbeitsverein Kick the Borders – Refugees welcome" hilft Geflüchteten. Die Politik des deutschen Fußballvereins wäre in Österreich wohl nicht mehrheitstauglich – in Traiskirchen aber offenbar schon.
Der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, der selbst zu Parteitagen stilecht im St. Pauli-Sweater erscheint, gilt links der SPÖ-Parteimitte schon seit Jahren als Nachwuchshoffnung. Bei der letzten Gemeinderatswahl erreichte die SPÖ unter dem Gastwirt 71,5 Prozent der Stimmen. Dabei trägt Traiskirchen mit Österreichs größtem Asylaufnahmezentrum eine besonders große Last bei der Verteilung von Asylwerberinnen und Asylwerbern. Nun soll er die niederösterreichische SPÖ reformieren – und Mitglied des Bundesrats werden.
Ungewöhnlich überdurchschnittlich
Denn Bablers positiver Zugang zu Migration schadet der SPÖ in Traiskirchen nicht, im Gegenteil: Bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag erreichte die Partei in Traiskirchen 46,6 Prozentpunkte, ein Plus von 3,81 Prozentpunkten. Und deutlich besser als im Rest des Landes, wo die Sozialdemokratie 3,27 Prozentpunkte verlor und ihr historisch schlechtestes Ergebnis einfuhr.
Dabei könnte die Partei auch hier bereits Bablers Unterstützung erhalten haben: Der Traiskirchner sammelte 21.247 Vorzugsstimmen. In der SPÖ erhielt nur der inzwischen zurückgetretene Landeschef Franz Schnabl mehr (24.201). Babler zeigte sich von dem Ergebnis "überwältigt". Anders als bei seinem Landeschef, den er gezielt herausgefordert hatte, sorgten die Stimmen auch für eine Beförderung: Der Traiskirchner übernimmt den Vorsitz einer Reformkommission und soll für die SPÖ in den Bundesrat einziehen.
Laut aus der zweiten Liga
Die Länderkammer des Parlaments gilt in der Regel eher als Abstellgleis denn Karriereleiter. Nachdem die Regierung durch die Landtagswahl in Niederösterreich im Bundesrat aber die Mehrheit verloren hat, könnte Babler auch hier Präsenz zeigen. Dass er das gerne tut, bewies er nicht nur in Traiskirchen, sondern auch im Bund: Als die SPÖ letzten November nach einer Linie in der Flüchtlingspolitik suchte, saß nicht Parteichefin Pamela Rendi-Wagner oder Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskizil im Studio der ZiB 2, sondern Babler.
Immerhin dröhnt die Meinung des Traiskirchner Bürgermeisters immer wieder nach Wien. Mit seiner klaren Kante gegen rechts wird er mitunter als Gegenmodell zum Weg des roten Burgenlands gesehen. Dass er die laute Stimme des linken Flügels der SPÖ ist, durfte der Niederösterreicher auch beim wichtigen Kärntner Landesparteitag letzten Jahres beweisen. Den Gefallen, im Bundesrat zu verschwinden, dürfte Babler der Konkurrenz in der Partei daher nicht machen. Wie "sein" Hamburger Verein dürfte er auch in der zweiten Liga laute Töne klopfen.
Maximilian Miller