Auch in der niederösterreichischen ÖVP spült das Ergebnis der Landtagswahl alte Dynamiken wieder an die Oberfläche. Bauernbund und ÖAAB, die in Niederösterreich traditionell miteinander um internen Einfluss ringen, machen einander wechselseitig für den Verlust von zehn Prozentpunkten verantwortlich.

In der Klubsitzung am Donnerstag will der Bauernbund, dem Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Pernkopf vorsteht, "Ansprüche stellen", wie es heißt; der ÖAAB, aus dem Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner stammt, verweist darauf, dass die ÖVP gerade in den bäuerlich geprägten Gebieten schlecht abschnitt – auch in Pernkopfs Heimatbezirk Scheibbs. Bis auf einen waren bisher alle Landeshauptleute vor Mikl-Leitner Bauernbündler. Auch Pernkopf hegte einst Ambitionen, Erwin Pröll als Landeshauptmann nachzufolgen.

"Scheingefecht"

Ein Führungsstreit dürfte trotzdem nicht ausbrechen: "Das ist ein Scheingefecht", sagt ein Insider. Tatsächlich geht es um die Verteilung der Landesratsposten, von denen die ÖVP zwei verliert, und die Nachfolge von Klubobmann Klaus Schneeberger. Pernkopf dürfte einer von zwei Landeshauptmann-Stellvertretern bleiben. Der zweite müsste laut Landesverfassung aus der zweitstärksten Partei, also der FPÖ kommen und vom Landtag mit einfacher Mehrheit gewählt werden.

Schlägt die FPÖ Udo Landbauer vor, könnte das schwierig werden: Landbauer bräuchte dafür die Stimmen der ÖVP (deren Chefin er aber nicht zur Landeshauptfrau wählen will) und der SPÖ (deren Chef Sven Hergovich bereits angekündigt hat, Landbauer nicht zum Landeschef zu wählen). Die Grüne Helga Krismer sieht eine drohende Verfassungskrise und fordert, den Proporz abzuschaffen.