Ungewohnt deutliche Kritik übte in der ZiB 1 Altlandeshauptmann Erwin Pröll an seiner Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner. Die ÖVP-Spitzenkandidatin hatte am Wahlabend noch beteuert, schuld an der Schlappe seien externe Faktoren wie der Krieg, die Krise und der allgemeine Frust. Von eigenen Fehlern wollte sie nichts wissen.
Umso überraschend die klaren Worte des Langzeitlandeshauptmanns: "Das Wichtigste ist jetzt einmal eine ehrliche und selbstkritische Analyse dieses Ergebnisses." Nur das sei die "Grundlage, dass man dann die ersten notwendigen Schritte in eine neue Richtung setzen kann". Von Selbstkritik war am Wahlabend keine Rede, stattdessen gab sie bereits die Parole aus, nun beginne die "Rückholaktion des Vertrauens".
Rosen streute Pröll allerdings Kanzler Karl Nehammer. "Er hat eine klare Strategie, er hat klare Ziele, er steht mit beiden Beinen am Boden und geht sehr konsequent seinen Weg." Wahrscheinlich sei dies auch seiner militärischen Ausbildung geschuldet.
Warum Pröll so deutlich die Erzählung seiner Nachfolgerin in der Öffentlichkeit konterkariert hat, darüber kann nur gerätselt werden. Am Dienstag soll innerhalb der niederösterreichischen ÖVP geklärt werden, welches Regierungsmitglied auf sein Amt verzichten muss. Pröll gehört dem Bauernbund an, Mikl-Leitner dem ÖAAB. Die beiden Bünde rivalisieren seit ewigen Zeiten in der niederösterreichischen Volkspartei um die Vormachtstellung.