Im Vorjahr wurden in Österreich mehr Asylanträge gestellt als während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Das geht aus der am Montag veröffentlichten Bilanz für 2002 hervor. Exakt 108.781 Anträge wurden abgegeben. Allerdings haben sich nicht weniger als 41.000 Personen dem Verfahren entzogen. Das heißt, dass die allermeisten von ihnen illegal in ihre eigentlichen Zielstaaten weitergereist sind.
Dies erklärt auch, warum die Zahlen in der Grundversorgung nicht so stark gestiegen sind, wie man es angesichts der Menge an Asylanträgen vermuten hätte können. Nur wegen der fast 56.000 Vertriebenen aus der Ukraine, die ohne Asylansuchen in der Grundversorgung betreut werden, hat man auch dort mit fast 93.000 Personen einen hohen Wert. Ihr Aufenthaltsrecht wurde am Montag im Hauptausschuss um ein weiteres Jahr verlängert.
Mehr Asylanträge als 2015
Vergleicht man die Zahlen mit 2017, war man damals bei fast 79.000 Personen in der Grundversorgung und das ohne Kriegsvertriebene aus Europa. Die Antragszahlen sind dennoch ungewöhnlich hoch. Zum Vergleich: 2021 gab es 39.930 Asylanträge, 2020 nur 14.775. Selbst im Jahr der Flüchtlingskrise 2015 waren es mit 88.340 deutlich weniger.
Viele Inder und Tunesier
Ungewöhnlich war im Vorjahr die Herkunft der Asylwerber. Zwar stehen Afghanen mit 24.241 Antragsstellern nicht unüblich an der Spitze. Dahinter folgen aber schon die Inder mit 19.505 Anträgen. Hinter Syrien (19.150) kommt dann Tunesien auf Platz vier mit auch immerhin 12.667 Anträgen.
Dies ist insofern bemerkenswert, als sowohl Indien als auch Tunesien 2021 noch kein relevanter Faktor waren und sich in diesen Staaten die politische Situation seither auch nicht wesentlich geändert hat. So beantragten 2021 gerade einmal 949 Inder Asyl in Österreich und bloß 527 Tunesier. Beide Gruppen haben auch kaum Chancen auf Anerkennung. Im Vorjahr erhielten zwei Tunesier und ein Inder Asyl in Österreich.
Dass so viele Antragssteller aus den beiden Ländern im Vorjahr in die EU kamen, hat mit der mittlerweile wieder aufgehobenen Visa-Freiheit für Serbien zu tun, über das es deutlich leichter wurde, in die Union zu gelangen. Laut Innenministerium sind mittlerweile die Anträge aus diesen Ländern wieder am Weg Richtung null. Auch die Zahl der Aufgriffe illegaler Migranten war zuletzt stark zurückgegangen.
Viele Männer suchten Schutz
Auffällig war im Vorjahr die Differenz zwischen den Geschlechtern. Mehr als 91 Prozent der Antragssteller waren männlich. Was das Alter der Asylwerber angeht, waren 68 Prozent aus der Gruppe der 18- bis 35-Jährigen. Gut 22.500 der Antragssteller waren minderjährig, gut 13.100 davon unbegleitet.
Sehr gute Chancen auf Anerkennung haben weiterhin Syrer mit 68 Prozent und Somalier sowie Iraner mit 60 Prozent. Entschieden wurden im Vorjahr gesamt in mehr als 142.000 Fällen. Asyl gewährt wurden 13.371 mal. Knapp 5.500 Verfahren endeten mit subsidiärem Schutz, gut 2.400 mal wurde ein humanitärer Aufenthaltstitel verliehen. 30.040 Asylanträge wurden abgelehnt, wobei in diese Zahl aber z.B. auch all jene Flüchtlinge integriert sind, die stattdessen subsidiären Schutz erhielten. Hoch ist die Zahl der offenen Verfahren mit 54.200. Ende 2021 waren es in etwa halb so viele.