Seit Neujahr gilt eine neue Mangelberufsliste für Österreich. Auf ihr sind - per Verordnung von Arbeitsminister Martin Kocher - jene Berufsgruppen verzeichnet, an denen es österreichweit oder in bestimmten Bundesländern einen Mangel gibt und die daher leichter eine Arbeitsbewilligung bzw. Rot-Weiß-Rot-Card bekommen können.
Nachdem die Liste von 2022 damit außer Kraft getreten ist, hat AMS-Chef Johannes Kopf am Neujahrstag in einem Blogeintrag einen amüsanten Fehler eingestanden: In der regionalen Mangelliste für Oberösterreich waren Philosophinnen und Philosophen als gefragte Fachkräfte ausgewiesen.
Das geht auf einen sprachlichen Irrtum im Arbeitsmarktservice zurück: "Logistiker" bezeichnen in der seit 1991 standardisierten Berufsspartenliste nämlich jene Philosophen, die auf symbolische Logik, mathematische Strukturen usw. spezialisiert sind - also das, was man im modernen Sprachgebrauch "Logiker" nennen würde.
Logistiker ist nicht gleich Lagerlogistiker
Tatsächlich sind philosophische Logiker - bzw. in der AMS-Sprache "Logistiker" - aber auch in Oberösterreich nicht besonders gefragt gewesen, sondern Spezialisten für Lagerhaltung und Transport. Weil diese aber statistisch als "Betriebslogistikkaufmann/-frau", "Lagerlogistiker_in" oder "Logistikmanager_in" zu erfassen gewesen wären, AMS-Mitarbeiter in OÖ aber etliche Male stattdessen "Logistiker" (die Philosophen-Gattung) angeklickt hatten, landeten unterm Strich letztere auf der Mangelberufsliste.
Konkrete Folgen hatte das keine: Weil viele mangelnde Stellen korrekt erfasst worden waren, landeten auch die Lagerexperten auf der Mangelliste für Oberösterreich; für die österreichweite Mangelliste hätte auch eine korrekte Erfassung keinen Unterschied gemacht; und kein einziger Philosoph hat im Vorjahr einen Antrag auf Rot-Weiß-Rot-Card in Oberösterreich gestellt, schreibt Kopf.
Georg Renner