Erhalten Österreichs Universitäten nicht mehr Geld, drohen harte Einschnitte im Betrieb. Die TU Wien könnte gar in die Zahlungsunfähigkeit schlittern, warnte Rektorin Sabine Seidler am Montag. Es sei "unumgänglich, dass die Finanznot an den Universitäten auch an der Bevölkerung ankommen", warnt nun auch der Betriebsrat der Universität Wien – und stimmt die Belegschaft auf einen "möglichen Arbeitskampf" ein.
Dass Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) das Budget der Universitäten nicht erhöhen will, versteht das Betriebsrats-Team in einer Aussendung an die Belegschaft Österreichs größter Universität nicht. Weniger Geld für die Unis bedeute weniger Forschung und Lehre, eine Verzögerung von Studienabschlüssen – und damit das Fehlen von Absolventinnen und Absolventen etwa als Lehrpersonal. Das Verhalten von Polaschek als früherer Rektors der Uni Graz sei daher "ungebührlich", findet der Betriebsrat: "Das Leben als Politiker lässt einen wohl das vergessen, was man in seinem Innersten als richtig erachtet".
Keine Perspektiven für Uni-Personal
So argumentiere Polaschek etwa, dass Aufnahmestopps nur Stellen beträfen, die durch Pensionsabgang frei werden. "Es geht allerdings vielmehr um alle Stellen, die durch Vertragsende frei wurden bzw. werden – und das betrifft dann doch 80 Prozent aller Stellen an Österreichs Universitäten", argumentiert der Betriebsrat. Wer jetzt auf eine Stelle an einer Uni in Österreich warte, habe "keine Perspektiven für die nächsten Monate, wenn nicht sogar Jahre".
Auch seien Einsparungen bei Energiekosten schwer möglich, da 70 Prozent der Kosten hier nicht auf Raumheizung, sondern IT und Großgeräte entfallen würden. "Und diese abzuschalten ist nicht immer so einfach und oft gar nicht möglich (will man nicht die damit zusammenhängende Forschung ebenfalls abschalten)".
Möglicher Arbeitskampf Ende November
Der Betriebsratsvorsitzende Karl Reiter ersucht die Belegschaft der Uni Wien, nicht nachbesetzte Stellen nicht zu kompensieren – und sozusagen Dienst nach Vorschrift zu machen: "Extreme Finanzkrise – Belastungen durch die Arbeitsleistung weiterhin im Szenario der Coronapandemie – eine völlig verunglückte Novelle des Universitätsgesetzes mit katastrophalen Auswirkungen für die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen − und das alles schöngeredet mit offensichtlich falschen Argumenten … Das kann einfach nicht akzeptiert werden!", findet der Betriebsrat.
Am 23. November werde es daher eine Betriebsversammlung der Uni Wien geben, um die rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "von den anstehenden Gehaltsverhandlungen zu berichten und die Kolleg:innen auf einen möglichen Arbeitskampf einzustimmen".
Maximilian Miller