Die Präsidentschaftswahl 2022 ist geschlagen. So haben die sieben Kandidaten auf das Ergebnis reagiert:
Van der Bellen: "Packen wir's an"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat in einer Videobotschaft seinen Wählerinnen und Wählern gedankt. "Danke für Ihre Stimme. Ich werde sorgsam damit umgehen", sagte er in der am späten Sonntagnachmittag via Social Media verbreiteten Botschaft, die auch in der Wahlzentrale seiner Unterstützer bejubelt wurde.
Nun gelte es, gemeinsam nach vorne zu schauen und sich ohne Verzögerung wichtigen Themen zu widmen. "Egal, ob Sie mir persönlich Ihre Stimme anvertraut haben oder einem anderen Kandidaten, ich werde nach bestem Wissen und Gewissen für alle Österreicherinnen und Österreicher und alle die in Österreich leben arbeiten."
Und Van der Bellen weiter: "Ich lade alle konstruktiven Kräfte ein: Packen wir's gemeinsam an. Die Aufgaben die vor uns liegen sind groß und es braucht einen Schulterschluss um sie zu lösen. Ich werde ab morgen an die Arbeit gehen und das Meinige dazu beitragen."
Rosenkranz: "Beinschabismus feiert fröhlich Urständ"
Der freiheitliche Hofburg-Kandidat Walter Rosenkranz zeigte sich trotz der Absoluten für seinen Herausforderer Alexander Van der Bellen "sehr zufrieden" mit seinem Abschneiden. Zwar sei das erste Ziel, eine Stichwahl, nicht erreicht worden, sagte er. Allerdings das zweite, nämlich den zweiten Platz zu erreichen. Zudem habe das Hochrechnungsergebnis auch alle Umfragen übertroffen.
Seinen Herausforderern - inklusive Amtsinhaber Van der Bellen - gratulierte Rosenkranz und fügte hinzu: "Ich habe sie auch ein bisschen lieb gewonnen." Bereits am Montag will der FPÖ-Kandidat wieder in seinem Büro als Volksanwalt arbeiten, kündigte er an.
Man habe es leider nicht geschafft, Van der Bellen "in seine wohlverdiente Pension zu schicken", bedauerte Rosenkranz zwar vor seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, aber "die Österreicher und Österreicherinnen haben entschieden und das müssen wir auch entsprechend akzeptieren", sagte er. Außerdem sei das blaue Ergebnis von vielen Meinungsforschern nicht prognostiziert worden. "Der Beinschabismus lebt nach wie vor fröhliche Urständ", meinte Rosenkranz in Anspielung auf die ÖVP-Umfrageaffäre.
Wlazny: "Bereicherung der Demokratie"
Bierpartei-Kandidat Dominik Wlazny gibt sich in einer ersten Reaktion auf die Ergebnisse der Bundespräsidentschaftswahl sehr zufrieden. "8 Prozent ohne Kronen Zeitung", rief er bei der Wahlparty im Schutzhaus auf der Schmelz ins Publikum. Dieses zeigte sich ebenso begeistert und stimmte "Dominik, Dominik"-Sprechchöre an. Wlazny selbst wollte sein Antreten als "Bereicherung für die Demokratie" verstanden wissen. "Ich bin gut drauf und freue mich auf viele Biere." Eines pro erreichtem Prozentpunkt wolle er demnach bei der Wahlparty trinken.
Einen Ausblick auf seine politische Zukunft wollte der Präsidentschaftskandidat nicht geben. "Wie es weiter geht, weiß ich nicht", so Wlazny. Über ein Antreten der Bierpartei bei kommenden Wahlen werde man erst nachdenken. Das heutige Ergebnis bestätige aber seinen Weg: "Mit guten Ideen kann man weit kommen." Den Wahlkampf beschrieb Wlazny als spannende und fordernde Zeit. Dabei habe er viele junge Menschen getroffen, die sich erstmals für Politik interessiert hätten.
Wallentin: "Das wäre ein Erdrutschsieg"
Der Rechtsanwalt Tassilo Wallentin bezeichnet sein Ergebnis bei der Bundespräsidentenwahl angesichts seiner geringen finanziellen Mittel als "sensationell". "Umgelegt auf eine Nationalratswahl wäre das ein Erdrutschsieg", meinte Wallentin. Der frühere "Krone"-Kolumnist wurde im Wahlkampf finanziell von Magna-Gründer Frank Stronach unterstützt.
Laut Hochrechnungen liegt Wallentin in etwa gleichauf mit dem Musiker Dominik Wlazny mit einem Stimmenanteil von rund acht Prozent auf Platz drei. Seine politische Zukunft ließ Wallentin offen - darüber habe er noch keine Entscheidung getroffen.
Grosz: "Achtungserfolg"
Anlass für großen Jubel gab es für Kandidat Gerald Grosz nicht. Aus seinem Ziel, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen in eine Stichwahl zu zwingen, wurde nichts. Sein eigenes Ergebnis von knapp sechs Prozent sei ein "Achtungserfolg", mit "lediglich 23.000 Euro Budget und ohne Parteiapparat im Hintergrund" sei er zufrieden, sagte er der APA.
Im Beisein seines Ehemannes und einigen Journalisten und Journalistinnen verfolgte Grosz die erste Hochrechnung in einem Wiener Innenstadthotel. Das Ergebnis von Amtsinhaber Van der Bellen sei als klares Zeichen der Kritik am Amtsinhaber zu werten, befand er.
Brunner: "Konnten Botschaften unters Volk bringen"
MFG-Chef Michael Brunner hat sich in einer ersten Stellungnahme nach der Präsidentschaftswahl enttäuscht und zufrieden gleichzeitig gezeigt. Er hätte sich natürlich mehr als die 2 Prozent, die die erste Hochrechnung auswies, gewünscht, aber seine Partei habe mit diesem Wahlkampf ihre Botschaften unter das Volk bringen können und das sei der Erfolg. MFG stehe für einen Systemwechsel und das habe man in der Öffentlichkeit darstellen können.
Dass es nicht bei jeder Wahl gut laufen könne, liege in der Natur der Sache. Aber MFG werde weitermachen. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", sagte Brunner direkt nach Wahlschluss in der Wahlzentrale im Palais Niederösterreich.
Staudinger: Gegen "Geldschlacht" keine Chance
Unternehmer Heinrich Staudinger führt sein Abschneiden auch auf die geringeren finanziellen Mittel im Wahlkampf zurück. Dieser sei auch eine "Geldschlacht" gewesen, so Staudinger in einer ersten Reaktion nach der ersten Hochrechnung, die ihn bei knapp zwei Prozent sah. Seine Botschaft: "Mit dem Mainstream werden wir an die Wand fahren."
Die Medien seien leider Teil dieses Mainstreams, bedauerte der Schuhfabrikant. "Von oben" sei leider nichts zu erwarten - er hoffe daher auf die Zivilgesellschaft. Er bedauere keine Sekunde, selbst nicht mehr in den Wahlkampf investiert zu haben. Von seinem Wahlkampfbudget sei sogar noch etwas übriggeblieben. Das werde er nun Bedürftigen spenden,