Der freiheitliche Hofburg-Kandidat Walter Rosenkranz zeigte sich nach den Hochrechnungen trotz der Absoluten für seinen Herausforderer Alexander Van der Bellen "sehr zufrieden" mit seinem Abschneiden. Zwar sei das erste Ziel, eine Stichwahl, nicht erreicht worden. Allerdings das zweite, nämlich den zweiten Platz zu erreichen. Zudem habe das Hochrechnungsergebnis auch alle Umfragen übertroffen. "Ich bin der freiheitliche Kandidat mit dem zweitbesten Ergebnis nach Norbert Hofer", so Rosenkranz.
Seinen Herausforderern – inklusive Amtsinhaber Van der Bellen – gratulierte Rosenkranz und fügte hinzu: "Ich habe sie auch ein bisschen lieb gewonnen." Bereits am Montag will der FPÖ-Kandidat wieder in seinem Büro als Volksanwalt arbeiten, kündigte er an.
Der frühere Klubobmann der Freiheitlichen war quasi die seriöse Variante jener Kandidaten, die Russland-Sanktionen ebenso ablehnen wie Coronamaßnahmen und beste Lust haben, die Regierung von der Hofburg aus in Pension zu schicken. Rosenkranz ging all das weniger brachial an als seine Mitbewerber und auch als sein Parteichef Herbert Kickl, ohne sich aber inhaltlich entscheidend zu unterscheiden.
Dies war nicht nur einem taktischen Manöver geschuldet, es entspricht auch seinem Persönlichkeitsprofil. Rosenkranz, Mitglied der schlagenden Burschenschaft Libertas, gehört zum Akademiker-Flügel seiner Partei. Sein Bildungsbürgertum trägt der Rechtswissenschaftler, Münzensammler und (Konzert-)Gitarre-Studierte gerne vor sich her. Seine Wortwahl ist meist geschliffen, ohne dass Rosenkranz ein begnadeter Redner wäre.