Der Auftakt zum Wahlkampffinale ist erfolgt: Gerald Grosz lud am Freitagvormittag als erster Präsidentschaftskandidat zu einem Abschlusstermin. Bei einem Medienauftritt am Platz vor der Präsidentschaftskanzlei warb er ein letztes Mal um Stimmen für den am Sonntag anstehenden Urnengang.
"Unser Land steht am Sonntag vor einem Scheideweg", versicherte der Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker - der einmal mehr betonte, dass er dem "Establishment" einen "Denkzettel" verpassen wolle. Grosz bekrittelte bei seinem letzten Wahlkampftermin etwa "ungezählte Verfassungsbrüche" der Bundesregierung und wetterte gegen Korruption und Politiker, die sich die eigenen Taschen gefüllt hätten, während sich viele die Stromrechnung nicht mehr leisten könnten.
"Jede Stimme ein Riesenerfolg"
Ein konkretes Wahlziel nannte er nicht. "Wir starten bei Null, in diesem Sinne ist jede Stimme ein Riesenerfolg für mich", versicherte er. Es sei jedoch sein Bestreben, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen in eine Stichwahl zu zwingen. Grosz schwärmte von der "romantischen Vorstellung", dass er demnächst mit dem Präsidenten in eine Diskussionsrunde gehen könnte. Zugleich hob er hervor, dass er für seine Kampagne nur über 23.000 Euro an Spenden verfügt habe. Man sei ganz ohne Plakate und Wahlgeschenke ausgekommen.
Der Kandidat bedankte sich bei den anderen Mitbewerbern - wobei er Van der Bellen nicht erwähnte - für einen, wie er befand, großteils fairen Wahlkampf. Den Wahltag wird Grosz in der Steiermark beginnen, danach reist er nach Wien, um dort im Wahlzentrum (im Palais Niederösterreich, Anm.) ab etwa 18.00 Uhr erstmals Fragen zum Ergebnis zu beantworten.
Klage gegen ORF wegen Urteil gegen Grosz
Ein Nachspiel soll, geht es nach Grosz, unterdessen ein ORF-Interview mit ihm Donnerstagabend haben. Dort sei ihm vorgehalten worden, er sei wegen übler Nachrede verurteilt worden - Grosz bestreitet dies allerdings. Richtig sei, dass er 2007 vom Landesgericht für Zivilrechtssachen ein Urteil wegen Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung einer ORF-Journalistin bekommen habe, sagte Grosz am Freitag zur APA.
"Ich bin aber nie strafrechtlich wegen übler Nachrede verurteilt worden." Er klage nun den ORF und die Interviewerin Susanne Schnabl, zudem auch ihren Kollegen Armin Wolf, der den Vorhalt auf Twitter wiederholt habe - und zwar wegen übler Nachrede, Kreditschädigung und Ehrenbeleidigung, kündigte Grosz an.