Auf den ersten Blick sind die Parallelen unübersehbar. So wie in den Jahren 2020 und 2021 nimmt auch heuer wieder im Oktober Corona an Fahrt auf. Binnen 24 Stunden wurden 17.882 Neuinfektionen gemeldet – der höchste Wert seit einem halben Jahr. Bei weniger Tests und einer hohen Dunkelziffer sind wieder mehr als 124.000 Menschen infiziert. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist mit 989,2 nur noch knapp dreistellig. In den Spitälern mussten 122 weitere Infizierte aufgenommen werden.

Doch die Unterschiede könnten nicht größer sein. Nicht zuletzt wegen der Impfung ist die Entwicklung der Todeszahlen wie auch die Lage in den Intensivstationen eine deutlich andere. In den Normalstationen steigen die Zahlen, weil jeder, der ins Spital eingeliefert wird, auf Covid-19 getestet wird.

"Aktuell ist die Lage noch stabil"

Gesundheitsminister Johannes Rauch schließt gegenüber der Kleinen Zeitung eine Rückkehr zur bundesweiten Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr sowie in Geschäften und Einrichtungen, die lebensnotwendig sind (Supermärkte, Post, Bank, Apotheke) nicht aus. So habe man nicht nur die diversen Parameter, sondern auch die Abwässer genau im Visier. Über das Covid-19-Register wüssten die Behörden präzise, wie viele Personen wegen einer Hauptdiagnose Covid-19 hospitalisiert sind. "Aktuell ist die Lage noch stabil und handelbar." Sobald die Experten zur Einschätzung gelangen, dass sich die Lage zuspitzt, werde er rechtzeitig handeln. Aktuell sei das noch nicht der Fall. "Als im Frühjahr die Maskenpflicht im Lebensmittelhandel und in den öffentlichen Verkehrsmitteln abgeschafft wurde, habe ich bereits gesagt: Wenn es im Herbst wieder notwendig werden sollte, wird die allgemeine Maskenpflicht dort wieder eingeführt."

Für den Komplexitätsforscher Peter Klimek kommt der Anstieg "nicht überraschend", er sei "lange erwartet" worden. So spiele das Wetter eine Rolle. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub treffen wieder mehr Personen aufeinander, so Klimek im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Zudem sei die Immunisierung der Bevölkerung über den Sommer zurückgegangen, auch seien praktisch keine Maßnahmen mehr in Kraft. Statt flächendeckend zu agieren, plädiert Klimek dafür, den Fokus "auf die vulnerablen Gruppen" zu legen. "Ähnlich ist das beim Maskentragen, das wurde völlig überreguliert. Auch hier geht es darum, sein Risiko einzuschätzen. Wenn ich weiß, dass ich mich in einer Region aufhalte, wo eine von 100 Personen infiziert ist, ist es gescheit, in Innenräumen Maske zu tragen. Wenn nur eine von 10.000 Personen infiziert ist, wird sie nicht notwendig sein."