Die Überraschung war groß, als im Frühjahr bei der Kiew-Visite des Kanzlers auch der langjährige Chefredakteur der Bild-Zeitung Kai Diekmann Teil der Delegation war. Diekmann, ein enger Freund der Klitschko-Brüder, fabulierte am Rande des Besuchs in kleiner Runde, dass Österreich als neutrales Land stärker seine Rolle auf dem Parkett der internationalen Diplomatie ausspielen sollte.
Noch größer war freilich die Überraschung, als Karl Nehammer wenige Tage später auch zu Kreml-Chef Wladimir Putin reiste – im Schlepptau auch diesmal wieder Diekmann. Diekmann hatte als Chef der auflagenstärksten deutschen Boulevardzeitung wiederholt Putin besucht und interviewt, bei einem Treffen in Sotschi borgte er sich sogar Putins Badehose aus.
Diekmanns Engagement hat sich auf die durchaus spektakuläre Doppelvisite des Kanzlers, die auch in internationalen Medien ihren Niederschlag gefunden hat, beschränkt. „Das war ein Sonderprojekt und meine private Angelegenheit“, erklärt Diekmann gegenüber der Kleinen Zeitung am Wochenende. Sein Einsatz war seinen besonderen Beziehungen zu den Klitschko-Brüdern geschuldet. In die aktuelle Kooperation der Beraterfirma „Story Machine“, an der er beteiligt ist, mit der ÖVP sei er nicht unmittelbar eingebunden. Entsprechende Fragen seien an die Kollegen zu richten.
Knapp vor dem Doppelbesuch hatte die Volkspartei die Berateragentur „Story Machine“ an Bord geholt, konkret die Bundespartei und der ÖVP-Klub – beide streng getrennt, wie es das Parteiengesetz vorsieht. Im Klub wurde Georg Streiter, ehemaliger Vizesprecherin von Altkanzlerin Angela Merkel, aktiv, um die Abgeordneten auf ihre Auftritte im U-Ausschuss vorzubereiten. Nach Informationen der Kleinen Zeitung wird im Oktober entschieden, ob der Vertrag mit dem Klub verlängert oder beendet wird. In der Bundespartei sieht man – Stand heute – keinen Grund, die Kooperation zu beenden.