ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer hat den Abgeordneten Christian Stocker zum Generalsekretär der Volkspartei bestellt. Das teilte die Partei am Freitag in einer Aussendung mit. Nehammer bezeichnete ihn darin als "Wunschkandidaten". Der 62-jährige Jurist kommt aus Wiener Neustadt in Niederösterreich und ist seit 2019 Abgeordneter zum Nationalrat.
Ein neuer Generalsekretär war notwendig geworden, da die Wienerin Laura Sachslehner den Posten vor zwei Wochen zurücklegte. Die 28-jährige, die Mitglied im Wiener Gemeinderat bleibt, sparte bei ihrem Rücktrittstatement nicht mit Kritik an der eigenen Partei: So könne sie die Linie der ÖVP nicht mehr mittragen, sie wolle sich nicht verbiegen und dem Koalitionspartner "nicht anbiedern".
Frisch aus dem U-Ausschuss
Ihr Nachfolger Stocker wird diese Wogen glätten müssen. Er kenne die Partei und ihre Strukturen "in- und auswendig und ist in unseren Landes- und Teilorganisationen bestens vernetzt", lobte Nehammer: "Er wird die starke, besonnene und kompetente Stimme der Volkspartei sein". Der Parteichef gab sich überzeugt, dass Stocker "die Weichen für eine zukunftsfitte, kampagnenfähige und schlagkräftige Volkspartei stellen" wird können.
Lob für den Vizebürgermeister von Wiener Neustadt gibt es auch vom mächtigen ÖVP-Klubobmann August Wöginger. Stocker stünde für "eine Politik mit Scharfsinn und Kompetenz", erklärte Wöginger, der auch die Zusammenarbeit im Nationalrat mit dem ÖVP-Sicherheitssprecher in einer Aussendung lobt. Ein Zurückpfeifen des Generalsekretärs dürfte Wöginger sich nun - anders als noch bei Sachslehner - in Zukunft sparen können.
Mit den Problemfeldern der Partei hat sich Stocker zuletzt im ÖVP-Korruptionsausschuss beschäftigt. Gemeinsam mit VP-Fraktionsführer Andreas Hanger betrieb er aber zumindest nach außen hin weniger Fehleranalyse, sondern gab die Verteidigungsmauer gegen Opposition und Grüne. Dabei äußerte der Jurist in der Regel seine Kritik etwas leiser als sein Parteikollege Hanger - wenn auch mit ähnlich häufiger Vehemenz und vor allem Frequenz.
Nicht nur in der Volkspartei gefragt
Nun wird der Niederösterreicher dafür verantwortlich sein, die Linie der ÖVP nach außen hin zu kommunizieren - und gemeinsam mit dem türkisen Bundesgeschäftsführer Alexander Pröll die Geschäfte der Volkspartei führen. Fraglich ist, ob Stocker neben der neuen Tätigkeit all seine bisherigen Funktionen behalten werden kann.
Der 62-Jährige ist immerhin in Wiener Neustadt Vizebürgermeister und ÖVP-Stadtparteiobmann, im Nationalrat Sicherheitssprecher seiner Partei, Mitglied in fünf Ausschüssen und Obmann des Ausschusses für Innere Angelegenheiten. Zusätzlich ist Stocker in Niederösterreich als Rechtsanwalt tätig und hat durch seine Funktion als Vizebürgermeister drei Aufsichtsratsposten inne.