Die Straßen von New York sind wieder verstopft, das Hauptquartier der Vereinten Nationen ist weitläufig abgeriegelt: Zum ersten Mal seit drei Jahren kommen die Staats- und Regierungschefs bei der UN-Generalversammlung wieder persönlich zusammen.
Für Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist es eine Premiere im Big Apple – bisher war er nur privat hier. Vor der Generalversammlung hält am Donnerstag Außenminister Alexander Schallenberg eine Rede, Nehammer sprach bereits am Montag zu Bildungsthemen. Er hofft überdies, mit bilateralen Gesprächen etwas bewirken zu können. Mit den Regierungschefs von Pakistan und dem Irak spricht er über Migration und Flüchtlinge. Den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić will er dazu bringen, dass die „Visaliberalisierung wieder zurückgenommen wird.“ Sie sei Hauptgrund, warum so viele Inder in Österreich Asylanträge stellen. "Serbien ist bereit, Österreichs Interessen zu unterstützen", ließ Nehammer nach dem Gespräch wissen. Anfang Oktober will er nach Ungarn reisen, um mit Premierminister Viktor Orban und Präsident Vučić die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Wichtigstes Thema ist für Nehammer aber der Krieg in der Ukraine. Man müsse weiter versuchen, „Brücken zu bauen“, betont er: „Gerade bei der UNO-Vollversammlung kann mit dem Opfer genau wie mit dem Aggressor gesprochen werden.“
Einen Nebeneffekt hat die Reise über den großen Teich: Bei all den großen Problemen der Welt scheinen die kleinen Probleme daheim – ein drohendes ÖVP-Fiasko in Tirol oder die Suche nach einem neuen Generalsekretär – auch für den ÖVP-Chef sehr weit weg zu sein.
Veronika Dolna