Am Donnerstagabend diskutierten die Spitzenkandidaten und -kandidatinnen zur Tiroler Landtagswahl (25.9.) in einer von der Tiroler Tageszeitung veranstalteten Elefantenrunde. Anton Mattle (Liste Mattle), der Günther Platter an der Spitze der Tiroler Volkspartei nachgefolgt ist, traf auf Georg Dornauer (SPÖ), Markus Abwerzger (FPÖ), Gebi Mair (Grüne), Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz), Dominik Oberhofer (Neos) sowie Elfriede Hörtnagl-Zofall (MFG).

Die Diskussion verlief über weite Strecken sachlich, das gelobten und betonten zu Beginn auch alle Teilnehmer. Punktuell gab es aber schon etwas heftigere Wortgefechte. So attackierte FPÖ-Chef Abwerzger den neuen ÖVP-LH-Kandidaten Mattle, der auf Plakaten als "Der Neue" beworben wird. "Du bist nicht der Neue, Toni, du warst bei der Impfpflicht dabei und auch bei sonst allem." Denn immerhin sei Mattle langjähriger Landesrat.

Gerade deshalb verfüge er über Erfahrung, so Mattles Replik. Umgekehrt warf er dem FPÖ-Landeschef vor: "Du agierst in der Wortwahl des Herbert Kickl!" In einer weiteren Attacke sprach Abwerzger wegen Corona von einer „Denkzettelwahl gegen Jahre der Unterdrückung“, ähnlich sah das Elfriede Hörtnagl-Zofall von der Impfgegner-Liste MFG.

Georg Dornauer (SPÖ) und Gebi Mair (Grüne) gaben sich versöhnlich: Man könne die veilen aktuellen Krisen nur gemeinsam lösen. Sowohl Dornauer als auch Abwerzger hatten bereits im Vorfeld erklärt, nichts gegen eine Koalition mit der ÖVP zu haben. Anders Andrea Haselwanter-Schneider von der Liste Fritz: „Aus fünf Prozent Wählerzuspruch lese ich keinen Regierungsauftrag ab.“

Dominik Oberhofer (Neos) spielte auf den ÖVP-U-Ausschuss in Wien an - und erntete Empörung von Mattle. Oberhofer mit Blick auf die Tiroler Jungbauernschaft: "Wir Neos stehen für saubere Politik. Die ÖVP weigert sich, Geld zurückzuzahlen, das ihr nicht gehört. Das ist ein Skandal."

Inhaltlich waren Kinderbetreuung, Teuerung, Energiekrise, Pflege sowie das teure Wohnen in Tirol einige Themen. In Sachen Energiekrise ließ Mattle an einer Stelle aufhorchen: „Weder Bund noch Land können alles abfedern. Wir müssen diese Last schultern. Denn wir müssen schon auch aufpassen, dass wir unseren Kindern nicht einen allzu großen Schuldenberg hinterlassen."

Buhlen um eine Koalition im Vorfeld

Im Vorfeld der Diskussion buhlten bereits mehrere Parteien um eine Koalition mit Mattles ÖVP: Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger erwartet, dass die ÖVP die Freiheitlichen nach der Landtagswahl zu Koalitionsverhandlungen einladen wird, sollte das Wahlergebnis annähernd so ausschauen, wie es die Umfragen derzeit suggerieren. "20 bis 22 Prozent der Wähler kann man nicht mehr ignorieren", sagte Abwerzger zur APA. Noch dazu, wenn die Volkspartei tatsächlich massiv verlieren oder sogar unter 30 Prozent landen sollte.

Mattle hatte eine Koalition mit den Freiheitlichen bisher allerdings kategorisch ausgeschlossen. Abwerzger geht aber davon aus, dass Mattle ohnehin "Geschichte" sein werde, sollte er unter 30 Prozent fallen.

Unterdessen erklärt Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer gegenüber der "Presse", er wolle entweder eine Zweier-Koalition mit der ÖVP oder werde weiterhin in Opposition bleiben.