Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will – auch im Angesicht akuten Lehrermangels – den Lehrerberuf attraktiver machen. Demnächst soll einerseits eine Kampagne starten, die das Image der Lehrerschaft heben soll, sagt der ehemalige Rektor der Universität Graz am Freitag vor Journalisten.

Außerdem hat das Ministerium in den vergangenen Wochen und Monaten viel Zeit damit verbracht, nach Optimierungspotenzial in der Lehrkräfteausbildung zu suchen, so Polaschek. "Wir sehen, dass der achtsemestrige Bachelor in der Primarstufe (die Ausbildung für Volksschullehrerinnen und -lehrer, Anm.) interessierte Studierende abschreckt", so Polaschek. Daher habe er die Pädagogischen Hochschulen beauftragt, Möglichkeiten für eine Umstellung der Studienarchitektur zu erarbeiten – etwa von acht Semestern Bachelor plus zwei für den Master auf sechs plus vier Semester überzugehen. Fix sei eine Umstellung noch nicht – sollte sie aber kommen, braucht es dazu ein Gesetz – 2024 könnte es so weit sein.

"Masterwertigkeit steht außer Frage"

An dieser Grundstruktur mit Bachelor und Master will Polaschek jedenfalls festhalten: "Für mich steht die Masterwertigkeit des Studiums außer Diskussion." Für die Sekundarstufe (also ab Mittelschule/AHS-Unterstufe) habe er auch die Unis eingeladen, sich anzuschauen, ob eine Strukturverschiebung einen Sinn macht – dort sehe er derzeit aber keine Relevanz.

Überlegt wird derzeit auch, in der Ausbildung etwa im MINT-Bereich kohärente Studienfächer anzubieten, die sich nicht starr an den Unterrichtsfächern orientieren – also etwa ein Fach "Science" für die Unterrichtsfächer Chemie, Physik und Biologie. So könne fachfremder Unterricht reduziert werden.

Studie: 69 Prozent der Mittelschul-Junglehrer fachfremd eingesetzt

Handlungsbedarf sieht Polaschek auch beim Angebot für Masterstudierende, die bereits mit Bachelorabschluss an den Schulen unterrichten. Bei einer Umfrage unter knapp 1600 Junglehrkräften im ersten Berufsjahr gaben 72 Prozent an, dass es ihnen wichtig ist, in der nahen Umgebung zu arbeiten. Selbst wenn sie vor der Wahl stünden, woanders mehr Stunden oder andere Fächer zu unterrichten, würden sie den Verbleib vorziehen.

"Wir brauchen daher mehr berufsbegleitende Angebote im Masterlevel", so Polaschek. "Die Studierenden müssen den Master machen, wollen aber unterrichten und auch am Studienort bleiben." Bei Studienangeboten, die sich mit dem Unterrichten in der Schule kombinieren lassen, werde vor allem für die Sekundarstufe etwas passieren müssen. Auch digitale Angebote müssten ausgebaut werden.

Für die Studie wurde knapp ein Drittel der Berufseinsteiger im ersten Jahr befragt – unabhängig von ihrem Studienabschluss. 47 Prozent davon arbeiten Teilzeit, wobei nicht abgefragt wurde, ob dies auf eigenen Wunsch geschieht oder ihnen nur Teilzeitverträge angeboten wurden. Gegenüber dem Vorjahr hat die Teilzeitquote unter Junglehrern damit um vier Prozentpunkte zugelegt. Jeweils die Hälfte der Junglehrkräfte arbeitet mit regulärem Vertrag bzw. mit Sondervertrag.

Mit der Anzahl ihrer Wochenstunden zeigten sich mehr als zwei Drittel der Berufseinsteiger zufrieden. Zwölf Prozent würden gern mehr arbeiten, 17 Prozent gern weniger.

Insgesamt 29 Prozent gaben an, zumindest teilweise fachfremd eingesetzt zu werden. An der Mittelschule (wo fachfremder Unterricht schon lange üblich ist, Anm.) sind es sogar 69 Prozent.