Eine Doppelseite in der "Kronen Zeitung" am Sonntag sorgte gestern für Aufsehen: Auf einer Seite rief der frühere "Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin auf, ihn für die Bundespräsidentschaftswahl zu unterstützen. Daneben gab es eine Unterstützungserklärung für Wallentin zum Ausschneiden. Die darauf folgende Rückseite wurde offenbar frei gehalten.
Ein ganzseitiges Inserat in der "Kronen Zeitung" kostet laut Listenpreis 36.419,07 Euro, eine Doppelseite kommt auf 72.838,13 Euro. Bei einer Pressekonferenz am Montag erklärte der Anwalt Wallentin, dass das Inserat vom Industriellen Frank Stronach bezahlt wurde, der in derselben Ausgabe der "Kronen Zeitung" ausführlich interviewt wurde. Der steirische Milliardär würde ihn "mit einem niedrigen, sechsstelligen Betrag" unterstützen, so Wallentin, der versicherte: "Wir sind nicht mit den Millionen zugepflastert".
Mehr als 100.000 Euro dürfte Stronach bereits in die Hand genommen haben – es sei denn, das Inserat wurde unter dem Listenpreis gekauft. Ob das der Fall war, weiß Wallentin nicht, er sei in die Verhandlungen nicht eingebunden gewesen. Der Milliardär habe ihm aber "inhaltlich überhaupt nichts vorgegeben", erklärte der frühere "Krone"-Kolumnist, der versichert, alle Spenden spätestens zum gesetzlich vorgeschriebenen Zeitpunkt offenzulegen – dieser wäre eine Woche vor der Wahl.
Antritt war ein "spontaner Entschluss"
Das Inserat sei "eine Idee von uns" – gemeint sind Wallentin und sein Team – gewesen. 6000 Unterstützungserklärungen seien "eine sehr große Zahl", man kämpfe außerdem damit, "dass ich spät gestartet bin, wir haben das auch nicht gut vorbereitet, das war ein spontaner Entschluss", erklärte der Anwalt, der antritt "um zu gewinnen". Zusätzlich kritisierte Wallentin – wie andere parteiunabhängige Kandidaten – den großen bürokratischen Aufwand, Unterstützungserklärungen zu sammeln.
"Damit die Staatsbürger auch wissen, wie das funktioniert" habe man sich entschieden, eine Erklärung abdrucken zu lassen. Dass mögliche Unterstützerinnen und Unterstützer ansonsten zu Hause einen Drucker bräuchten, wie der Anwalt behauptete, stimmt aber nicht. Unausgefüllte Unterstützungserklärungen liegen in den Magistraten auf, die Unterschrift muss auch tatsächlich vor Ort geleistet werden.
"Einfache Lösungen" ohne Parteipolitik
Inhaltlich sieht Wallentin, "dass unser Land gegen die Wand fährt", möglicherweise stünde Österreich "bereits am Abgrund". Sorgen bereiten dem Rechtsanwalt diverse Krisen, wie er betonte, also etwa "Gaskrise, Migrationskrise und Neutralitätskrise". Davon, die Regierung bei einer Amtsübernahme sofort zu entlassen, wird er absehen, wie er erläuterte. In dramatischen Fällen könne er sich aber vorstellen, dem jeweiligen Kanzler eine zeitliche Frist zu geben, um die entsprechenden Probleme zu lösen. Denn wenn er sehe, dass das Land "vor die Hunde geht", dürfe man nicht zuschauen.
Allgemein würde Wallentin versuchen, über Parteipolitik zu stehen: "Ich verstehe bis heute nicht, warum ein Sozialdemokrat für Gendern sein muss", erklärte der Anwalt, statt auf Parteilogik auf "einfache Lösungen" setzen zu wollen. So würden etwa in Deutschland Asylanträge von Menschen aus sicheren Drittländern gar nicht erst bearbeitet. Für den früheren "Krone"-Kolumnisten ein Beispiel für "flexible Lösungen, die auch human sind".
Maximilian Miller