In seiner Kolumne in der konservativen kanadischen Tageszeitung "National Post" schrieb er im Juli darüber, dass es Zeit sei, die Dominanz von Parteipolitik zu beenden. Als Gegengewicht solle eine Kammer mit demokratisch, direkt gewählten Bürgern eingerichtet werden, um bei der Gesetzeswerdung mitzuwirken. Anfang August hatte er "Ten rules for being a good business manager" zu bieten. Im Februar hatte er Impfgegner als "Freiheitskämpfer" gelobt. Auch im Alter von 89 Jahren hat Magna-Gründer Frank Stronach, der aus der Steiermark auszog, um in Kanada erfolgreicher Unternehmer und Milliardär zu werden, dieser Welt einiges mitzuteilen. Auch geschäftlich ist Stronach nach wie vor hochaktiv – mit der Entwicklung eines Mini-Elektroautos namens "Sarit" und seiner Bio-Initiative "Frank’s Organic Garden, Restaurant and Marketplace".
Zehn Jahre nach der Gründung seines Team Stronach mischt sich der Milliardär nun erneut in der österreichischen Innenpolitik ein. Er wird den 48 Jahre alten Rechtsanwalt Tassilo Wallentin, seit gestern Ex-Krone-Kolumnist, bei dessen Bestreben für eine Kandidatur bei der Bundespräsidentschaftswahl am 9. Oktober, unterstützen. "Sowohl ideell als auch materiell", sagt Stronachs Anwalt Michael Krüger der APA. Summen werden nicht genannt. Vor knapp einem Jahr hatte die "Tagespresse" noch die gesamte politmediale Landschaft Österreichs genarrt – mit der Ankündigung, Stronach werde bei der Präsidentschaftswahl 2022 antreten.
Stronachs eigene Partei, die 2013 mit elf Mandataren in den Nationalrat eingezogen war und 2017 schon wieder aufgelöst wurde, war eine kurze, turbulente Episode in der heimischen Innenpolitik. Ein Parteigründer, der nicht lange die Parlamentsbank drücken sollte und zahlreiche politische Glücksritter, die bei anderen Parteien in Ungnade gefallen oder unglücklich waren, sorgten dafür, dass die politische Sternschnuppe bald verglühte. Auch Stronachs Anwalt Krüger ist übrigens eine kuriose Randnotiz in Österreichs Politik. In der schwarz-blauen Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel dauerte es im Februar 2000 nur ganze 25 Tage, bis er als freiheitlicher Justizminister zurücktrat. In Erinnerung geblieben ist dabei vor allem Krügers Vorhaben, sich einen Jaguar als Dienstwagen zu gönnen.
Wallentin muss wie die vielen anderen Bewerberinnen und Bewerber für das Amt des Bundespräsidenten, darunter der Waldviertler "Schuhrebell" Heini Staudinger, 6000 Unterstützungserklärungen sammeln, um tatsächlich antreten zu dürfen. An den finanziellen Ressourcen wird es Wallentin dank Stronach nicht mangeln. In seinen Kolumnen wetterte der Anwalt gegen die EU, warnte vor einer Abschaffung des Bargelds oder Flüchtlingswellen und zeigte sich als Russland-Versteher. Die Schnittmenge mit FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz ist nicht zu übersehen. Eine Wahl als (Mariä) Himmelfahrtskommando.
Einen schönen Feiertag wünscht