Eigentlich wollte Rosenkranz seinen "Weg zur Bundespräsidentschaft" vor den anwesenden Medienvertretern erläutern. Doch der Großteil der Anwesenden war an einem anderen Thema interessiert.
Denn Rosenkranz startet in einen schwierigen Wahlkampf. Wohl aufgrund der aktuellen internen Querelen in der Partei musste er seine bereits für Montag geplante Pressekonferenz verschieben. Und in künftigen Konfrontationen dürften sich seine Gegner in der Auseinandersetzung wohl besonders auf den Status seiner Partei konzentrieren. Themen und Inhalte des früheren Klubobmannes geraten hier leicht in den Hintergrund. Trotzdem gibt sich Rosenkranz am Dienstag überzeugt: "Es wird keine Auswirkungen auf den Wahlkampf haben."
Die dramatischen Vorgänge rund um Kickl-Vertrauten Hans-Jörg Jenewein kommentierte auch Generalsekretär Michael Schnedlitz am Dienstag nur am Rande. "Die Zerwürfnisse gibt es nur in den Medien", sagt Schnedlitz. Er kritisierte "letztklassige Berichterstattung", die ein "Fall für den Presserat" sei. Und er schlussfolgerte: "Das System wird nervös, weil sich die FPÖ, natürlich Dank unserem Bundesparteiobmann Herbert Kickl, massiv im Aufwind befindet." Auch Präsidentschaftskandidat Rosenkranz dementiert Personaldebatten: "Herbert Kickl sitzt fest im Sattel."
Drei Themen im Wahlkampf
Weil die Bevölkerung einen Systemwechsel wolle und Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein "Schutzpatron einer Chaos-Regierung" gewesen sei, nehme die FPÖ den Wahlkampf sehr ernst: Je 1,5 Millionen Folder und Kugelschreiber, 300.000 Anstecker und Aufkleber werden produziert: "Wir werfen uns mit voller Kraft in den Wahlkampf", so Schnedlitz.
Inhaltlich will Rosenkranz im Wahlkampf drei Themen setzen: Corona, Teuerung und Neutralität.
- "Nach der Impfpflicht muss auch das Covid-Maßnahmengesetz fallen", fordert Rosenkranz: "Es drohen weitere Einschränkungen."
- Die "Kostenlawine" müsse gestoppt werden.
- Das Heeresbudget müsse erhöht werden. Außerdem spricht sich Rosenkranz gegen Sanktionen gegen Russland aus: "Wir müssen ein neutraler Staat sein, statt zu sanktionieren. Die Wirtschaft darf nicht politisieren. Die Unternehmer mit ihren Arbeitnehmerinnen dürfen nicht als politisches Druckmittel missbraucht werden."
Die Regierung, die er scharf kritisiert, will er als erste Amtshandlung jedenfalls nicht entlassen – wenn, dann wäre es "sinnvoller, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen zu erzwingen." Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Regierung entlässt, beziffert er mit "mehr als 50 Prozent".
Kritik übte Rosenkranz auch an den Statuten zur Abgabe von Unterstützungserklärungen. Einerseits wären diese zu kompliziert, andererseits würden einige Erklärungen von den Ämtern selbst fehlerhaft ausgefüllt werden. "Mir liegen bereits jetzt welche vor, die falsch sind", zeigt sich Rosenkranz verärgert. Das Innenministerium solle die Gemeinden gezielt informieren. Es brauche "vollkommene Korrektheit – auch bei der Auszählung", mahnt er. Eine Aussage, die als Anspielung auf die letzte Bundespräsidentenwahl verstanden werden könnte. Damals musste der zweite Wahlgang nach der Anfechtung der Ergebnisse durch die FPÖ wiederholt werden.