In der Zeit im Bild 2 am Mittwochabend war Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) zu Gast, und viele Fragen blieben offen.
- Lehrermangel? "Wir müssen jetzt einfach schauen, wie wir auf diese neue Herausforderung reagieren."
- Bleibt das vierjährige Lehramtsstudium? "Wir werden uns das jetzt sehr genau anschauen."
- Verdreifachung der nachhilfenehmenden Volksschüler? "Diese Zahlen werden wir uns sehr genau anschauen."
- Strategien für den Coronaherbst? "Werden gerade erarbeitet."
- CO₂-Messgeräte in den Klassen? "Wir werden uns das noch einmal genau anschauen."
- Das Coronapanel der Uni Wien wird eingestellt? "Es ist noch niemand mit dieser Thematik an mich herangetreten, wir können uns das gerne anschauen."
Jetzt ist es grundsätzlich ja ok, wenn ein Minister ab und zu auf eine Frage zugibt, keine Antwort zu haben und sagt "damit habe ich mich (noch) nicht beschäftigt". Schnellschüsse ohne Substanz hat die heimische Politik ohnehin in den vergangenen Jahren genug erlebt.
Aber von einem Bildungsminister, der inzwischen auch schon wieder ein halbes Jahr im Amt ist, darf man erwarten, dass er in eine Interviewsituation mit etwas mehr Antworten hineingeht als "Das müssen wir uns anschauen." Keine der Fragen, die ORF-Moderator Armin Wolf hier gestellt hat, war so nicht zu erwarten (noch dazu an einem Tag, an dem Polaschek selbst eine Pressekonferenz zum Lehrermangel gegeben hat).
Einem Spitzenbeamten oder Interessensvertreter könnte man nachsehen, wenn er auf solche Fragen entweder mit Ausflüchten antwortet oder wortreich erklärt, warum dieser und jener Vorschlag nicht geht. Ein hochbezahlter Minister aber, der für das Bildungssystem im ganzen Land verantwortlich ist und von einem Team auf solche Gespräche vorbereitet wird, sollte auf die evidenten Probleme dieses Systems klare Antworten parat haben – Visionen, wie die Lösung aussehen kann und konkrete Pläne, wie er sie umsetzt. Wenn schon nicht aus eigener Ambition dann zumindest aus politischem Selbstdarstellungstrieb: Eine Bühne wie die ZiB 2 bekommt man nur alle paar Monate.
Polaschek dagegen ging in dieses Interview "wie jemand, der bei einer Straßenbefragung von einem Kamerateam überfallen worden ist", wie es ein scharfzüngiger Bekannter formuliert hat. Ohne Antworten, ohne Idee oder auch nur den Schimmer einer gestalterischen Ambition. Und das ist angesichts der Lage: zu wenig.
Das Interview zum Nachschauen:
Georg Renner