Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) rechnet damit, dass der aktuelle Anstieg der Corona-Neuinfektionen weiter anhält. Man werde nun "Richtung 10.000, 15.000 Neuinfektionen pro Tag" gehen, dies sei aber erwartbar gewesen, sagte er am Mittwoch. Die Regierung werde diese Woche aber keine neuen Maßnahmen verhängen, sondern setze weiter auf "Eigenverantwortung". Sollte es zu einem weiteren Anstieg kommen, sei die Wiedereinführung der Maskenpflicht jedoch möglich.
Rauch geht davon aus, dass die Zahlen noch weiter steigen. Die 10.000 oder 15.000 Neuinfektionen pro Tag "werden nicht der Peak sein", sagte er beim "Doorstep" vor der Ministerratssitzung am Mittwochvormittag. Wie weit die Ansteckungszahlen in dieser Welle raufgehen könnten, sei "offen", das traue er sich nicht zu sagen.
Noch keine Maßnahmen geplant
Derzeit seien aber noch keine neuen Schritte angezeigt: "Wir werden aktuell heute keine neuen Maßnahmen verhängen", so Rauch. "Weil sich die Situation so darstellt in den Spitälern, dass wir keine dramatische Veränderung feststellen. Wir setzen weiterhin darauf, dass die Menschen eigenverantwortlich Maske tagen, wo es besonders angezeigt ist" - etwa in Innenräumen.
Ein Comeback der Maskenpflicht ist für den Ressortchef aber im Bereich des Möglichen - sofern es zu einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen kommen sollte und die Experten seines Hauses eine entsprechende Empfehlung abgeben. Man habe die Pflicht in einer Situation abgeschafft, "wo es gut möglich war". Er habe aber schon damals gesagt, man werde das beobachten.
Maske wieder im Herbst
Nach dem Sommer jedenfalls rechnet der Minister ziemlich fix mit der Wiedereinführung dieser Maßnahme: "Im Herbst können wir davon ausgehen, die Maske wieder zu haben", sagte er. "Wir gehen davon aus, dass wir auch im Herbst und Winter - europaweit - mit weiteren Wellen zu rechnen haben."
Weitere einschneidende Maßnahmen wie Lockdowns will Rauch aber auch dann vermeiden. "Es wird darum gehen, nach zwei Jahren Pandemie, in einen Modus zu kommen, mit dem Virus zu leben, das heißt auch, ein Stück weit heraus aus einem Krisenmodus zu kommen". Trotzdem sei darauf zu achten, "dass Vulnerable geschützt sind, aber jedenfalls so, dass ein Leben mit Covid möglich ist." Die aktuelle Variante BA.4/BA.5 würde dies von der fachlichen Seite her erlauben.
Man habe nach zwei Jahren Pandemie bereits "Kollateralschäden" in Kauf nehmen müssen, so seien etwa Suizidraten gestiegen. "Mir geht es schon auch darum, Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Covid zu definierten - sondern wie geht es den Menschen, den Kindern." Man werde daher ein Management betreiben, "das in erster Linie auf Selbstverantwortung, auf Eigenverantwortung setzt".
"Nichts auszuschließen"
Für den Herbst rechnet Rauch damit, dass weiterhin die Varianten BA.4/BA.5 dominant sein werden, "die ist eher beherrschbar". Zwar werde nicht "alles easy" sein, eine hochansteckende Variante zeichne sich aber auch nicht ab. Man werde möglicherweise mit Maskenpflicht und anderen Settings agieren. "Aber nicht mit Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen - die sehe ich jetzt aktuell nicht." Man habe allerdings im Verlauf der Pandemie gelernt, nichts auszuschließen, gab er gleichzeitig zu bedenken.
Der Minister setzt jedenfalls weiter auf die Impfung: "Wir bereiten uns darauf vor, jedenfalls im August, September möglichst viele Menschen zu einer Auffrischungsimpfung zu bekommen." Die "gute Nachricht" sei, dass man damit innerhalb einer Woche einen guten Schutz vor schwerer Erkrankung aufbaue, sagte Rauch. Geplant sei eine entsprechende Impf-Kampagne in den Betrieben, den Arbeitnehmer-Verbänden, in Arztpraxen, Gesundheitseinrichtung und "bis hinein in Gemeinden und Vereine".