"Unser Leben verlagert sich immer mehr ins Internet – und damit wächst auch die Angriffsfläche": So fasst der für Digitalisierung zuständige Finanz-Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstag die Lage im Bereich Cyberkriminalität zusammen. Die Zahlen stützen das: Verbrechen über das Internet waren auch 2021 wieder der am stärksten wachsende Kriminalitätssektor.
- 46.179 Fälle aus dem Bereich Cybercrime sind im Vorjahr in Österreich angezeigt worden – ein Plus von 28,6 Prozent gegenüber 2020
- Binnen zehn Jahren hat sich die Zahl der Anzeigen wegen Internetkriminalität verfünffacht
- Die Aufklärungsquote liegt knapp über einem Drittel
- Mit Abstand die häufigste Tatform ist der Internetbetrug – er macht mehr als die Hälfte der Anzeigen aus
Internetbetrug wurde "Massenphänomen"
"Es kann jeden einzelnen treffen, von Bundesländern über Universitäten bis zu individuellen Bürgerinnen und Bürgern", sagt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Sowohl im Bereich Betrug als auch bei der Cyberkriminalität im engeren Sinn – Angriffe auf Computersysteme wie jener auf das Land Kärnten – sei eine Professionalisierung der Tätergruppen zu beobachten, sagt Manuel Scherscher, stellvertretender Leiter des Bundeskriminalamts.
Vor allem der Internetbetrug sei in den vergangenen Jahren zu einem "Massenphänomen" geworden, sagt Scherscher – der auch massiv Ressourcen bei der Polizei binde. Als Beispiel nennt er etwa echt wirkende Internet-Shops, denen Kunden Geld überweisen – die Ware wird aber nie geliefert. Die Polizei warnt darüber hinaus vor zunehmenden neuen Formen wie "FluBots" (falschen per SMS versandten Links), Cybertrading-Betrügern (die in auffälligen Werbebannern traumhafte Gewinne durch Bitcoin oder Ähnliches versprechen) oder "Sextortion" (Mails, die ihren Empfängern z. B. Konsum von Kinderpornos unterstellen und versprechen, gegen eine Zahlung von einer Anzeige abzusehen). Die Polizei rät, solche Fälle anzuzeigen, "wir gehen jedem Hinweis nach".
Polizei rät Unternehmen, Personal zu schulen
Helfen soll dabei in Zukunft ein eigens eingerichtetes Kompetenzzentrum ("Cyber-Cobra" sagt Karner dazu) sowie ein jüngst eingerichtetes mobiles Team, das von Cyberkriminellen attackierte Institutionen und Personen direkt aufsucht. Auch in den Regionen werden Polizisten für diese wachsende Kriminalitätsform ausgebildet.
Auch kleine und mittlere Unternehmen – abseits prominenter Fälle wie jenem Kärntens die Hauptbetroffenen von "Ransomware"-Attacken – rät das Bundeskriminalamt, nicht nur auf IT-Ebene, sondern auch organisatorisch Vorsorge zu treffen. Etwa, indem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult werden, nicht auf jeden Link in E-Mails zu klicken.
Georg Renner