Die Wiener SPÖ weiß, wie Macht funktioniert. Seit 1945 regiert sie in der Hauptstadt, über weite Strecken mit absoluter Mehrheit. Erst seit 2010 muss sie mit kleineren Parteien koalieren, zuerst mit den Grünen, jetzt mit den Neos. Auch die Koalitionspartner bekommen die rote Macht regelmäßig zu spüren. Genau wie jene Klimaschützer, die vor dem morgigen Parteitag demonstrieren wollten, bei der Anmeldung der Demo aber erfahren mussten, dass bereits eine andere Kundgebung am selben Ort registriert ist: und zwar von der SPÖ selbst.

Die Macht bekommt auch die eigene Parteibasis zu spüren, wenn am Parteitag den Bau der umstrittenen Stadtstraße, die seit bald einem Jahr für Protest, Besetzungen und landesweite Aufregung sorgt, mit einer innerparteilichen Mehrheit abgesegnet werden soll. Vorausschauend wurde diese Forderung in einem Leitantrag ausformuliert – in der Hoffnung, dass er hohe Zustimmung und damit Argumentationsgrundlage für die Parteispitze bringt.