Die Grazer Helmut-List-Halle war gesteckt voll, als Kanzler Karl Nehammer letzten Samstag mit 100 Prozent zum ÖVP-Parteichef gewählt wurde. Für Aufregung sorgten aber Nehammers Grußworte an die rund 1200 Teilnehmenden des ÖVP-Parteitags, die großteils ohne Maske Schulter an Schulter ihren Parteichef feierten: "So viele in einem Raum heißt auch: So viele Viren – aber jetzt kümmert uns das nicht mehr", hatte Nehammer sich über die vielen Parteifreunde gefreut.
Für die Aussage wurde Nehammer heftig kritisiert. Es sei eine "Demütigung der Bevölkerung", befand etwa FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz: "Was glauben Sie, wie sich eine Supermarktangestellte fühlt, wenn sie am Montag darauf in die Arbeit gehen muss und diese Maske stundenlang tragen muss, weil Sie glauben, Sie sind etwas Besseres als unsere Angestellten?", fragte er den Kanzler. Auch in den sozialen Netzwerken hatte die Aussage für Aufregung gesorgt, in der ZiB 2 sagte der Virologe Andreas Bergthaler: "Der Bundeskanzler ist kein Virologe. Das hat man dabei auch erkannt."
Türkise Freude über Beisammensein
"Wenn meine überschwängliche Begrüßung zu Beginn der Veranstaltung Menschen irritiert hat, dann möchte ich mich dafür aufrichtig entschuldigen", richtete der Kanzler heute aus. Er habe zu Beginn seiner Rede "in der Freude, dass wir nach mehr als zwei Jahren der Einschränkungen so wieder beisammen sein können", seiner Emotion freien Lauf gelassen, so Nehammer.
Der ÖVP-Chef zeigt sich aber überzeugt: "Jede und jeder der rund 1200 Teilnehmenden" hätte seine Botschaften zu Corona gut verstanden: "Die Pandemie ist noch nicht vorbei, sie gönnt uns nur gerade eine Verschnaufpause". Sich und seine Mitmenschen zu schützen, bleibe das oberste Gebot, so Nehammer: "Selbstverständlich müssen wir auch weiterhin wachsam sein".