Schon die Meinungsforscherin Sabine Beinschab belastete Ex-Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) bei ihren Aussagen schwer: Karmasin soll an parteipolitischen Umfragen Beinschabs für das Finanzministerium seit ihrer Zeit als Ministerin mitverdient haben. Nach ihrer Rückkehr in die Meinungsforschung soll Karmasin andere Meinungsforscherinnen dazu veranlasst haben, überteuerte Scheinangebote an Ministerien zu legen, um selbst den Zuschlag zu erhalten. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Nun soll auch das Geständnis einer zweiten Meinungsforscherin die ehemalige Ministerin belasten, berichtet "der Standard": 2019 sei sie von Beinschab gebeten worden, ein Scheinangebot für Sophie Karmasin abzugeben. Kurz darauf erhielt sie ein "Einladungsschreiben" zur Angebotslegung. Es sei schon klar gewesen, "dass mein Angebot nicht viel besser sein sollte als das von Frau Karmasin, weil diese ja den Auftrag bekommen sollte", sagte die Meinungsforscherin laut "Standard" aus.
U-Haft
53.000 Euro teurer Gefallen
Konkret soll es um die Studie "Motivanalyse Bewegung und Sport" des Sportministeriums gegangen sein. Die Meinungsforscherin gab auch ein Angebot ab, obwohl sie den Auftrag nicht durchführen wollte. Sie habe Karmasin einen Gefallen machen wollen, Gegenleistung habe sie sich keine erwartet.
Im September 2019 erhielt Karmasin Research & Identity den Zuschlag. "Der Werkvertrag war mit € 53.000,00 (exkl. USt.) dotiert und wurde nach Einholung von Vergleichsangeboten gemäß § 46 BVergG 2018 direkt vergeben", heißt es in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung aus Dezember letzten Jahres.
Scheinangebote mit System
Auch zwei privaten Auftraggebern soll sie für Karmasin Scheinangebote gelegt haben – diese hätten "Studien an Frau Karmasin vergeben wollen und aus formellen Gründen weitere Angebote benötigt". Karmasin soll gesagt haben, wie das Scheinangebot inhaltlich aussehen soll.
Im Juli 2020 habe sie ohne vorherige Absprache erneut eine Einladung zur Angebotsstellung für eine Studie des Sportministeriums erhalten – und auch im Mai 2021. Da sei ihr klar geworden, dass das Vorhaben Karmasins System habe, sagte die Frau laut "Standard" aus. Als sie der Ex-Familienministerin daraufhin sagte, dass sie damit nichts zu tun haben wollte, habe diese sie "keinesfalls unter Druck gesetzt".