Unter dem Eindruck der unberechenbaren Entwicklung in der Ukraine sind nach Informationen der Kleinen Zeitung hohe Vertreter des Innenministeriums und der neun Länder am Donnerstagnachmittag zu Krisengespräche über eine etwaige Flüchtlingswelle nach Österreich zusammengekommen. Auch Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, die sich traditionellerweise um die Aufnahme von Flüchtlingen kümmern, sind eingebunden. Dem Vernehmen nach werden erste Vorkehrungen getroffen, sollten Flüchtlinge aus der Ukraine in größerer Zahl Österreich um Asyl anklopfen. Seit der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 sind die Behörden entsprechend gewappnet.
Völlig unklare Prognose über Flüchtlingswelle
Ob es dazu überhaupt kommt, hängt ausschließlich von den weiteren Ereignissen in der Ukraine ab. Bis zum Einmarsch der Russen in die Ukraine gingen auch Flüchtlingsorganisationen wie das UNHCR davon aus, dass wie schon im Jahr 2014 auch diesmal die meisten Flüchtlinge im Land verbleiben würden. Damals flohen 1,5 Millionen vor den Kampfhandlungen und ließen sich in anderen Landesteilen nieder. In Österreich suchten nur ein paar hundert Ukrainer um Asyl an. Da Russland diesmal an allen Fronten angreift, könnte die Dynamik diesmal eine andere sein.
Nehammer: "Sind zur Aufnahme von Flüchtlingen bereit"
Bundeskanzler Karl Nehammer hat in den letzten Stunden wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass Österreich durchaus bereit sei, im Sinne der "guten Nachbarschaft" Flüchtlinge in Österreich aufzunehmen. Mit Afghanistan sei dies nicht vergleichbar. Ersten Berichten zufolge verlassen bereits erste Ukrainer das Land in Richtung Polen, die Slowakei und Moldawien. In Österreich leben derzeit etwas mehr als 11.000 Ukrainer.