"Im Zusammenhang mit Kriminalität gibt es nie Gutes zu berichtet", erklärte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zu Beginn seiner Ausführungen zur Kriminalitätsstatistik 2021. Dennoch habe man im vergangenen Jahr drei positive Trends ausmachen können. Die Zahl der gerichtlich strafbaren Handlungen sei um 5,3 Prozent gesunken "und damit auf einem historischen Tiefstand". 410.957 Delikte wurden im Vorjahr angezeigt. Mehr als 15 Prozent Rückgang wurde bei angezeigten Eigentumsdelikten wie Einbrüche, Autodiebstahl und Co. verzeichnet. Und die Aufklärungsquote sei auf 55,3 Prozent (und damit ebenfalls auf einen neuen Höchstwert) angestiegen.
Grund zu Jubel sind diese Zahlen jedoch nicht. Denn wie aus der Statistik hervorgeht, setzt sich ein zentraler Trend der letzten zwei Jahre fort – die Verlagerung der Kriminalität ins Internet. Hier stieg die Zahl der Delikte allein im Vorjahr um knapp 30 Prozent, 2020 wurde bereits eine Steigerung von mehr als 26 Prozent verzeichnet. "Dieser Bereich hat sich von einem Orchideen- zu einem Hauptthema für uns entwickelt", erklärte Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit.
Betrugsdelikte im Internet florieren
Vor allem Betrugsdelikte mit falschen Online-Shops oder Bestellungen unter falschen Namen wurden hier angezeigt, aber auch erpresserische Handlungen mit Schadsoftware oder mit Androhung der Veröffentlichung von privaten Fotos oder Videos gehören hier zu den Delikten. Für Betroffene gehe das laut Karner "oft mit großem finanziellen Schaden" einher. Laut Andreas Holzer, Chef des Bundeskriminalamtes, stelle dieser Bereich eine besondere Herausforderung für die Exekutive dar, zudem sei hier die Dunkelziffer kaum abschätzbar. Mit 100 zusätzlichen Beamten im Bundeskriminalamt sowie geschultem Fachpersonal in den Polizeiinspektionen im Land will man die steigenden Zahlen eindämmen. Aber: "Die Kriminellen ändern ihre Betrugsmaschen im Minutentakt", so Holzer.
Auch bei der Gewaltkriminalität wird ein leicht steigender Trend im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Deutlich stärker – um zehn Prozent – stieg die Zahl der Gewaltdelikte im privaten Umfeld. 20.213 Fälle wurden im Vorjahr angezeigt. 2021 wurden zudem 29 Morde mit weiblichen und 11 mit männlichen Opfern verzeichnet. Hier verspricht das Innenministerium zusätzliche Präventionsbeamte und Geld für Gewaltschutzeinrichtungen und -projekte.
Trauriger Höchststand bei Online-Kindesmissbrauch
Ein besonders trauriger "Höchststand der letzten zehn Jahre" wurde im Bereich des Online-Kindesmissbrauchs verzeichnet. Die Aufklärungsquote sei hier leicht gestiegen. Dass die Täter aber vorrangig im Ausland bzw. verdeckt operieren, stellt für die Ermittler seit Jahren ein großes Problem dar.
Auch die Zahl der Schleppereidelikte steigt. Mit 3.570 Anzeigen hat sich diese im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 400 Schlepper wurden festgenommen. "Es muss unser Ziel sein, diesen Schleppern die Geschäftsgrundlage zu entziehen", erklärte Minister Karner.
Auch diverse Kundgebungen von Corona-Maßnahmengegnern seien eine große Herausforderung für die Polizei. 2.100 Versammlungen seien im Vorjahr angezeigt worden, 25.000 Verwaltungsanzeigen wurden erstattet, 550 nach dem Strafrecht. Eine Steigerung wurde auch bei Anzeigen nach dem Verbotsgesetz verzeichnet, 1.671 waren es im Vorjahr.