Herr Wieser, Sie waren in Brüssel einflussreicher Eurokrisenmanager. Wie erleben Sie die österreichische Regierung in der Pandemie?
THOMAS WIESER: Das Interessante während der Griechenlandkrise war ja, dass es eine heftige mediale Kampagne gegen die "faulen" Griechen gegeben hat – mit einer massiven Selbstüberhöhung der nördlicheren Euroländer. Ich habe den Leuten immer gesagt: "Gebt acht! In jedem Land steckt ein bisserl Griechenland, in manchen mehr, in manchen weniger!" Viele sagen jetzt, so eine Pandemie war vorhersehbar. In der Tat war weltweit kaum ein Land darauf vorbereitet. In Österreich hat das Zusammenspiel der Institutionen aber viel schlechter als in Deutschland, Schweden, Dänemark und den Niederlanden funktioniert, auch weil die Politik sich in ihrem starken Kommunikationsbedürfnis nicht zurückgenommen und deutlich weniger auf die Experten gehört hat.