Es beginnt mit einem Anruf, kurz darauf sitzt Sebastian Kurz bei Innenminister Karl Nehammer zu Hause. Dort eröffnet ihm dieser seinen Rücktritt und das Angebot, an seiner Stelle Parteichef zu werden und die „Übergangslösung“ Alexander Schallenberg als Bundeskanzler abzulösen. Wenige Tage später wird Nehammmer vom Bundespräsidenten angelobt. Die öffentlich gewordenen Chats zwischen Kurz, Thomas Schmid und Co. hatten vom „neuen Stil“ nicht viel übrig gelassen, den Kurz damals versprochen hatte. Wohl auch deshalb schlägt Nehammer in seiner noch jungen Kanzlerschaft gänzlich andere Töne an. Während Kurz nicht dafür bekannt war, den Austausch mit Sozialpartnern und Opposition zu suchen, tat er das schon in den ersten Tagen. Die einstige „Flex“ – ein Spitzname, den sich Nehammer als Teil des „virologischen Quartetts“ bei Corona-Pressekonferenzen erarbeitet hatte – tritt heute betont versöhnlich auf. Er wolle das Einende vor das Trennende stellen, beteuert Nehammer.