Andere Bilder zu erzeugen als die der Coronademos, die derzeit die Medien dominieren – das erwarten sich die Organisatoren der Lichterkette am Wiener Ring am Sonntag. Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher rief bei einer Pressekonferenz am Freitag dazu auf, durch die Teilnahme ein Zeichen gegen Spaltung, Verhetzung und Radikalisierung zu setzen. Miteinander und Solidarität mit dem Gesundheitspersonal, das zuletzt Opfer von Angriffen wurde, sollen im Vordergrund stehen.
Die stille Aktion startet am 19. Dezember um 18.30 Uhr, um 19 Uhr stellen sich die Teilnehmer mit Kerze oder Handy-Taschenlampe ausgerüstet für rund zehn Minuten auf die Ringstraße. "Ich mag nicht gegen etwas demonstrieren", sagte Menschenrechtsaktivist Niki Kunrath. Solidarität und Gemeinsames sollen laut Initiator Daniel Landau deshalb ebenso im Vordergrund stehen wie die Trauer über rund 13.000 Covid-19-Tote. Danach wird die Fahrbahn wieder freigegeben. Teilnehmer sollen "unbedingt mit Maske" kommen, der Abstand bei der kurzen Außen-Veranstaltung "so weit es geht" eingehalten werden, sagte Landau.
"Lasst euch das einfach nicht gefallen!"
"Es ist nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die vor neuen technologischen Entwicklungen Angst haben", sagte der Präsident der Volkshilfe Wien, Michael Häupl. Was er allerdings nicht verstehe, sei – so der ehemalige Wiener Bürgermeister – dass sich diese Menschen von Rechtsextremen, Neonazis und Faschisten instrumentalisieren lassen. "Lasst euch das einfach nicht gefallen!", appellierte Häupl.
"Sie sind am Ende ihrer Kräfte"
Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen zogen zuletzt nicht nur durch Österreichs Städte, sondern machten auch vor Krankenhäusern Halt. Menschen in Gesundheitsberufen würden derzeit Übermenschliches leisten, betonte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, der ein Verbot dieser Demonstrationen vor Spitälern und Gesundheitsorganisationen fordert, für die er ebenso wie die übrigen Sprecher kein Verständnis aufbringt. "Sie sind am Ende ihrer Kräfte", sagte auch die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA Barbara Teiber über das Gesundheitspersonal. Die Pandemie führe zu "körperlichen, psychischen und emotionalen Belastungen".
Auch eine Volkshilfe-Mitarbeiterin wurde vor kurzem Opfer eines Angriffs, als Teilnehmer einer Coronademo in Braunau sie mit Kaffee beschütteten. Die Frau war am Weg zu einer Klientin gewesen. "Den Mitarbeitern geht es gar nicht gut", bekundete Volkshilfe-Oberösterreich-Geschäftsführerin Jasmin Chansri. Es sei Zeit aufzustehen, ist Sacher in Hinblick auf solche Vorfälle überzeugt. Rote Linien des friedlichen Miteinanders dürften nicht überschritten werden. "Die Freiheit des Ich setzt die Freiheit des Wir voraus", blies Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger in ein ähnliches Horn.
Unterstützung für die Aktion kommt auch von der SPÖ. "Das ist ein starkes Zeichen der Solidarität mit dem Gesundheitspersonal, das Tag für Tag Übermenschliches leistet. Gerade in Krisenzeiten ist ein sichtbares und friedvolles Zeichen des Zusammenhalts besonders wichtig", so SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in einer Aussendung.