Wie erklären Sie sich das offenkundige Anrecht von Niederösterreich auf den Chefposten im Innenministerium?
Gerhard Karner: Vielleicht ist es so, dass Vertreter aus diesem Bundesland eine besondere Affinität zum Sicherheitsthema haben. Es gibt aber auch viel Menschen in Österreich, denen die Sicherheit genauso ein großes Anliegen ist. Wahrscheinlich ist es auch Zufall.
Es heißt, Sie werden gern laut. Sie sind ein aufbrausender Mensch?
Ich bin ein emotionaler Mensch, ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg. Manche bezeichnen mich als Hardliner. Wenn damit gemeint ist, dass ich konsequent bin, trifft das wohl zu. Es braucht im Innenministerium Konsequenz und Durchschlagskraft.
Sind Sie der Mann fürs Grobe?
Wenn es notwendig ist, ja. Wenn ein grober Klotz da ist, gehört ein grober Keil drauf. Wenn es um Leib und Leben, um die Verfassung, um die demokratischen Spielregeln geht, bedarf es eines großen Keils. Man muss aber auch kühlen Kopf bewahren.
Der neue Geheimdienstchef, Omar Haijawi-Pirchner, bezeichnet das Agieren militanter Coronaleugner als die größte, aktuelle Bedrohung für die Innere Sicherheit. Sehen Sie das auch so?
Manche rechtsradikalen Randgruppen benutzen das Thema, um ihr eigenes mieses Geschäft zu machen. Daher richte ich den Appell an jene Menschen, die Sorgen haben, weil sie vielleicht falschen Informationen aufsitzen, sich nicht missbrauchen zu lassen. Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut. Die Behörden gehen selbstverständlich bei Verstößen, etwa gegen die Maskenpflicht, oder wenn Polizisten oder Journalisten wie am Samstag attackiert werden, konsequent vor.
Fürchten Sie nicht eine Radikalisierung angesichts der Impfpflicht. Wir haben jetzt schon Polizei oder Security vor Spitälern, Impf- und Testboxen?
Die Gewährleistung der Sicherheit des Gesundheitspersonals zählt zu den elementaren Aufgaben. Es kann nicht sein, dass Leute, die sich im Gesundheitsbereich für andere einsetzen, angepöbelt und attackiert werden. Hier müssen wir besonders wachsam sein.
Worin wird sich Ihre Linie in der Migrationsfrage vor der Ihres Vorgängers unterscheiden?
Gar nicht. Ich werde den Weg konsequent fortsetzen. Der Schwerpunkt ist Hilfe vor Ort, Schutz der EU-Außengrenze und darauf zu achten, dass Österreich nicht noch mehr belastet wird. Deshalb habe ich der EU-Kommission bereits mitgeteilt, dass ich keine Möglichkeit sehe, zusätzliche Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Gemessen an der Bevölkerung haben wir in Europa die zweitgrößte afghanische Community.