Österreichs Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) hat im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntagsausgabe) erneut die FPÖ für Falsch-Informationen in der Corona-Pandemie verantwortlich gemacht. "Die österreichische Besonderheit in der Pandemie ist die Anwesenheit einer politischen Kraft im Parlament, die unverantwortlich gegen die Wissenschaft handelt und kollektive Ängste schürt", so Schallenberg.
"Der größte Unterschied zwischen Österreich und anderen europäischen Ländern besteht darin, dass die dritte Partei in unserem Parlament offen und lautstark gegen die Impfung ist und leugnet, dass sie der einzige Weg aus der Pandemie ist", erklärte der Kanzler. Für die niedrige Impfrate im deutschsprachigen Raum machte der Kanzler aber auch "soziale und historische Faktoren", darunter die Verbreitung der sogenannten Naturmedizin, verantwortlich. "Aber ich wiederhole es, bei uns gibt es politische Kräfte, die gegen die Wissenschaft handeln", so Schallenberg.
Auf die Frage nach der Impfpflicht antwortete Schallenberg: "Die Zahl der Ansteckungen nimmt exponentiell zu. Ich habe vielleicht zu lange gehofft, dass wir möglichst viele Österreicherinnen und Österreicher davon überzeugen können, sich freiwillig zu impfen. Leider hat es nicht funktioniert, und mit einer Durchimpfungsrate von 66 Prozent in der Gesamtbevölkerung werden wir aus diesem Teufelskreis nicht herauskommen", warnte Schallenberg.
Die Impfpflicht soll in Österreich am 1. Februar 2022 in Kraft treten. "Zuvor erhalten alle, die nicht geimpft sind, eine Benachrichtigung, in der sie dazu aufgefordert werden. Wer dies bis zu diesem Datum nicht tut, muss eine hohe Geldstrafe zahlen. Aber für mich ist es der letzte Ausweg", erklärt er.
Schallenberg äußerte zugleich die Hoffnung, mit der 2G-Regel die Skisaison zu retten. "Wir müssen aber auch schauen, was in den Nachbarländern geschieht. Deutschland startet einen Lockdown", erklärte Schallenberg.
Kritik an FP-Wurmmittel-Werbung
ÖVP-Klubobmann-Stellvertreter August Wöginger wiederum nimmt die FPÖ wegen ihrer "ungenierten Werbung" für das Anti-Wurmmittel Ivermectin aufs Korn. „Während von der WHO bis hin zu Apothekern von der Selbstmedikation bei einer Coronavirusinfektion gewarnt wird, betreibt die Freiheitliche Partei – allen voran FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl – ungeniert Werbung für das Anti-Wurmmittel Ivermectin, welches für eine Corona-Behandlung nicht einmal zugelassen ist. Sogar der Hersteller selbst spricht sich klar gegen die Verwendung des Entwurmungsmittels bei Covid-19 aus. Kickls gefährliches Spiel auf Kosten von Gesundheit und Menschenleben ist schlicht und einfach unfassbar verantwortungslos und für einen gewählten Volksvertreter absolut untragbar“, so Wöginger.