Matthias Strolz war 2017, als Sebastian Kurz die ÖVP übernahm, Chef der NEOS.  Als Rhetoriktrainer hatte er einst auch Kurz in dessen Jugendtagen bei der Jungen Volkspartei (JVP) gecoacht. Als einstiger Kurz-Fan erkannte Strolz jedoch bald, dass da nur "eine Clique von Typen Macht gewollt haben", so der Ex-Neos-Chef am Samstag im "Wien heute"-Interview im ORF.

Strolz wolle Altkanzler Kurz aber keine Steine nachwerfen - dieser stehe ohnehin am Anfang eines monatelangen Prozesses, an dessen Ende der Abschied der ÖVP von Kurz stehen werde. Als ÖVP-Kanzler werde er sich nicht halten können, immer mehr würden sich von ihm abwenden, so Strolz weiter. Zudem empfahl er dem Altkanzler, sich noch vor Weihnachten ganz aus der Politik zurückzuziehen, um einer möglichen Spaltung der ÖVP entgegenzuwirken.

Insgesamt fand der Ex-Neos-Chef harte Worte und sprach von einer "moralischen Verluderung, die unter dem Hund" sei.  "Das ist verlogen von der privaten Lebensführung bis zur Inszenierung des Kanzleramtes. Und die Menschen werden das immer mehr erkennen." Wenn Spitzenpolitik quasi zur Befriedigung persönlicher Bedürftigkeiten veranstaltet werde, dann sei das zu wenig: „Ich erwarte mir auch ein Mindestmaß an Idealismus“, so Strolz in wien.orf.at.

2018 aus der Politik zurückgezogen

Strolz, der ab 2013 pinker Klubobmann war, hatte sich im Mai 2018 überraschend von seinen politischen Funktionen zurückgezogen und den Vorsitz an Beate Meinl-Reisinger übergeben. Vor seiner Zeit bei den NEOS war der Vorarlberger lange im Umfeld der ÖVP tätig, etwa als parlamentarischer Mitarbeiter. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik schrieb Strolz mehrere Bücher mit Tipps zur Lebensführung, zudem hält er Workshops zu Themen wie "Self-Leadership: So werde ich vom Spielball zum Spielmacher".