Sie hat glaub’ ich nie etwas Verrücktes gemacht“, sagt eine Freundin Pamela Rendi-Wagners in dem ORF-Porträt zu Beginn des „Sommergesprächs“ mit der SPÖ-Chefin. Und wenn man die folgende halbe Stunde anschaut, kann man das durchaus glauben.
Keine kantigen Ansagen, keine Überraschungen, viele „einerseits-andererseits“-Positionen nimmt Rendi-Wagner ein.
Etwa beim Thema Afghanistan: Nein, Österreich sei nicht zu klein, um etwas zu tun. Aber auch nein, Österreich werde nicht im Alleingang die Welt retten. Also der Mittelweg: Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nach Hause holen und dann Afghaninnen und Afghanen aus besonders bedrohten Gruppen – vor allem Frauen – in Österreich Asyl anbieten.
„Einige hundert aufzunehmen sollte möglich sein“, so Rendi-Wagner. Außerdem sollte sich die Republik engagieren, in den Nachbarländern Afghanistans Schutzzonen zu errichten. (Letzteres schlagen auch ÖVP und FPÖ vor.)
Vor der Migrationswelle 2015 habe man zu lange verabsäumt, das Elend in Flüchtlingslagern zu sehen; das dürfe sich nicht wiederholen.
Davor hatte sich das Gespräch lange um Parteiinterna gedreht. Ob die SPÖ eine Machopartei sei etwa. „Mit solchen Zuschreibungen kann ich nichts anfangen“, antwortet Rendi-Wagner, angesprochen auf Kritiker wie den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Kritiker – etwa den Knittelfelder Bürgermeister Harald Bergmann, der am Parteitag gegen sie argumentiert hatte – will sie umarmen. Und ja, SPÖ-Spitzenkandidatin will sie bei der nächsten Nationalratswahl werden: „Wenn ich etwas entscheide, habe ich mir das sehr genau überlegt – und bleibe dabei.“
Zur Covid-Pandemie hat Rendi-Wagner bekannte Vorschläge: „Testen mit Hirn“ etwa und Impfen – aber ohne allgemeinen Impfzwang. „Die letzte Möglichkeit wird immer sein, über einen Lockdown zu sprechen.“
Georg Renner