Die Zahl der Asylanträge hat im ersten Halbjahr den höchsten Wert seit 2017 erreicht. Das geht aus der offiziellen Asylstatistik des Innenministeriums hervor, die auf der Homepage des Ressorts abrufbar ist. Demnach stieg das Aufkommen an Ansuchen von Jänner bis inklusive Juni im Vergleich zur selben Periode 2020 um fast 86 Prozent (85,9). In absoluten Zahlen waren es 10.518 Anträge.
Diese Werte liegen noch immer deutlich unter jenen während der Flüchtlingskrise, sind aber langfristig gesehen durchaus hoch. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren im ersten Halbjahr nur 5.810 Anträge gestellt worden. 2015, dem Höhepunkt-Jahr der Flüchtlingsbewegung waren es zwischen Jänner und Juni allerdings fast 28.500.
Mehr als 80 Prozent der heurigen Anträge kamen von Männern. Was die Herkunftsländer angeht, stehen weiter Syrien und Afghanistan an der Spitze. Zusammengerechnet machen Bürger dieser Nationen mehr als 6.200 aller Antragssteller aus. Syrer mit nur sechs Prozent negativen Bescheiden haben auch eine außerordentlich gute Chance auf Anerkennung als Flüchtlinge. Bei Afghanen wurde immerhin ein Drittel der Ansuchen positiv beschieden.
Tatzgern: An Grenzen in Kärnten und der Steiermark ist es ruhig
Im Innenministerium gibt man sich vom Anstieg wenig überrascht. „Es handelt sich nicht um Menschen, die mit Booten in Griechenland ankommen, sondern um jene, die sich in den letzten Monaten in den Balkanländern aufgehalten haben“, erklärt Gerald Tatzgern, Leiter des Büros zur Schleppereibekämpfung im Bundeskriminalamt. Mit sinkenden Corona-Reisebeschränkungen machen sich nun viele auf den Weg, die mit Ausbruch der Pandemie gestrandet waren, sagt Tatzgern.
„Während es an den Grenzübergängen in Kärnten und der Steiermark aktuell ruhig ist, verzeichnen wir vermehrt Aufgriffe an der burgenländischen Grenze zu Ungarn.“
Vor allem mit LKWs und Kleintransportern würden die Schlepper die Menschen ins Land bringen. Neben Syrern und Afghanen handle es sich bei den Ankommenden auch um Menschen aus Pakistan, dem Irak und nordafrikanischen Ländern. Von einem großen Ansturm will Tatzgern nicht sprechen. „Aber wir beobachten die Lage laufend.“
Rechtskräftige Entscheidungen
Insgesamt gab es im ersten Halbjahr 10.813 rechtskräftige Asyl-Entscheidungen. Positive (5.268) und negative Bescheide (5.545) hielten sich dabei in etwa die Waage. Humanitäre Aufenthaltstitel wurden 7.784 mal vergeben, dazu kamen 5.481 Personen, die subsidiären Schutz erhielten.
Unbegleitete Minderjährige
1.170 der Asylwerber waren unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 69 von ihnen waren unter 14 Jahre. Bei den älteren Minderjährigen stellen Afghanen deutlich die stärkste Gruppe, bei den Unter-14-Jährigen Syrer.