Vergangenen Sonntag war der sogenannte "Equal Pension Day". Jener symbolische Tag im Jahr, an dem Männer im Schnitt so viel Pension erhalten haben, wie Frauen bis zum Ende des Jahres bekommen werden. Um satte 41 Prozent weniger Pension erhalten Frauen hierzulande. Vorschläge, diesen Unterschied zu verkleinern, gibt es einige. Anlässlich des "Equal Pension Days" forderte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner etwa eine bessere Anrechnung der Kinderbetreuungszeiten, die Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter wünscht sich zum Beispiel eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters.

Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB) möchten diese Schere nun über die Arbeitszeit und das Einkommen verkleinern. Schließlich ist in Österreich nur gut jede zweite erwerbstätige Frau vollzeitbeschäftigt, aber neun von zehn Männern. Dieser Unterschied ergibt sich vor allem daraus, wer nach der Geburt eines Kindes eher wieder arbeiten geht.

100/50-Aufteilung ist häufigstes Modell

Der Statistik Austria zufolge gab es in Österreich im Jahr 2020 rund 770.000 Familien mit zumindest einem Kind unter 18 Jahren. In knapp jeder zweiten arbeitet jeweils der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit. Je älter die Kinder werden, desto häufiger arbeiten zwar beide Elternteile wieder Vollzeit. Das häufigste Modell bleibt aber das bekannte – die Frau bleibt in Teilzeit. Meist verdienen Frauen auch schon vor einer Geburt weniger als Männer. Ihr Einkommensverlust lässt sich daher besser abfedern, wenn die Frau Teilzeit arbeitet und nicht der Mann.

Ein Schritt aus dieser "Teilzeitfalle", wie es AK-Präsidentin Renate Anderl nennt, soll der nun vorgeschlagene Bonus sein. Wenn beide Elternteile ihre Arbeitszeit auf 28 bis 32 Stunden reduzieren, soll die Familie vom Staat pro Monat und Elternteil pauschal 250 Euro bekommen, vorausgesetzt die Teilzeit dauert mindestens vier Monate. "Dieser Bonus kann einen wichtigen Unterschied machen bei der zukünftigen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern", sagt Anderl.

250 Euro pro Elternteil und Monat

Durch den Pauschalbetrag profitieren Familien mit geringerem Haushaltseinkommen stärker von diesem Bonus. Der Berechnung des ÖGB zufolge steigen aber auch Familien, deren Gehalt sich am mittleren Einkommen von Männern und Frauen orientiert, mit dem Bonus besser aus als mit einer 100/50-Aufteilung (siehe Faktbox unten). Für Alleinerziehende soll der Bonus ebenso ausbezahlt werden. Bis zu einem monatlichen Nettoeinkommen von etwa 1.300 Euro zahlt sich die Arbeitszeitreduktion mit den zusätzlichen 250 Euro aus.

AK und ÖGB zufolge könnte der Bonus über den Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) finanziert werden. ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann sieht gleichzeitig eine Win-Win-Situation für alle in der Familie: "Frauen profitieren von besseren Einkommen, Männer von mehr Familienzeit und Kinder von mehr Zeit mit ihren Vätern", sagt Schumann und bekommt wenig überraschend Rückendeckung der SPÖ-Frauenvorsitzenden Holzleitner, die sich generell eine "intensive frauenpolitische Diskussion" erwartet.

Skeptisch ist hingegen Wolfang Mazal. Der Arbeitsrechtsexperte "versteht und teilt das Anliegen, die Erwerbsarbeit von Männern und Frauen zu verändern." Ob der vorgeschlagene Bonus jedoch das gewünschte Ergebnis liefert, werde davon abhängen, wie die Arbeitgeber das Thema sehen: "Entscheidend für die Veränderung des Verhaltens der Väter ist aus meiner Sicht ein verändertes Mindset in Firmen bei Vorgesetzten und Kollegen", sagt Mazal.