Wo am Wochenende oder an den Tagesrandzeiten die Radler, Jogger, Spaziergänger unterwegs sind, im Sommer die Badetücher ausgebreitet oder die Fischerstühle ausgeklappt werden, auf den Pontons sich Jüngere und Junggebliebene in der Sonne aalen, heißt es derzeit Land unter. Alle 100 Meter ein Sperrgitter, Fahrverbotsschild inklusiv sowie die Aufschrift Hochwasser. Ort des Geschehens ist nicht Hallein, der Pinzgau oder Schärding am Inn, sondern die Donauinsel im Herzen von Wien.
Was besonderes Staunen bei den vielen Schaulustigen hervorruft: Der größte Badesee der Wiener, die Neue Donau, an sich ein stehendes Gewässer, hat sich in einen reißenden Fluss verwandelt. Die Wege entlang des Wassers sind komplett überflutet. Überdimensionierte rote und gelbe Fahnen warnen vor den Gefahren.
Der zwischen 1972 und 1988 errichteten Donauinsel in Kombination mit der Neuen Donau ist zu verdanken, dass in diesen Tagen in der Bundeshauptstadt die Donau nicht über die Ufer tritt. Der Donaukanal, der die Innenstadt streift, ist in den letzten 48 Stunden um bisweilen mehr als einen Meter angestiegen. Auf die Stufen runter zum Wasser, wo am Abend die Jugend das eine oder andere Bier trinkt, liegt Schlamm und Gatsch. An der Copa-Beach am Fuße der UNO-City haben die Lokale die Läden hochgeklappt. Auf den Terrassen steht das Wasser knöcheltief.
Die 20 Kilometer lange Donauinsel versteht sich nur sekundär als Naherholungsgebiet, sie dient in erster Linie dem Hochwasserschutz. Die gewaltigen Regenmengen, die in den letzten Tagen Teile von Salzburg, Oberösterreich, auch Bayern und Niederösterreich heimgesucht haben, münden letztlich alle in die Donau. Um Wien vor Überflutungen zu bewahren, wurden offenkundig in der Nacht auf Montag die Schleusen in Langenzersdorf geöffnet – mit einem Schlag verwandelt sich die Neue Donau, die sich eben nicht als Badesee, sondern als Entlastungsgerinnen versteht, in einen reißenden Fluss.
Bis wann das Badeverbot gilt, wann wieder die sommerliche Idylle einkehrt, ist offen.