Vor wenigen Tagen wurden erstmals bekannt, dass der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Kohl nachdrücklich verstimmt gewesen wäre, hätte Andreas Khol im Jahr 1995 die Nachfolge von Erhard Busek als ÖVP-Chef angetreten. „Wenn der Khol gewählt wird, komme ich nicht mehr nach St.Gilgen“, soll er dem damaligen ÖVP-Landeshauptmann Hans Katschthaler ausgerichtet haben. Kohl verbrachte jahrzehntelang seinen Sommerurlaub in einem Haus am Wolfgangsee. Das Rennen machte schließlich Wolfgang Schüssel, den Ausschlag dürfte nicht der deutsche Kanzler, sondern der mächtige Wirtschaftskammerchef Leopold Maderthaner gegeben haben, der seinen langjährigen Schützling Schüssel inthronisieren wollte 

Bernhard Vogel, ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und später von Thüringen, enthüllt in einem Beitrag für die Festschrift zum 80. Geburtstag des ÖVP-Politikers, warum Kohl Khol verhindern wollte. Khol war fast zwei Jahrzehnte Exekutivsekretär der 1978 gegründete EDU, die sich als Dachverband der christdemokratischen und konservativen Parteien verstand. In den achtziger hatten Jacques Chirac, Margaret Thatcher und Helmut Kohl das Sagen. In den jährlichen Treffen musste Khol regelmäßig Bericht erstattet, der polyglotte Österreicher sprach Englisch, gelegentlich auch Französisch, was Kohl, der keine Fremdsprachen konnte, auf die Palme brachte. Als bei einer der Sitzungen der ungarische Premier Joszef Antall auf Deutsch antwortet, soll Kohl für alle hörbar geraunt haben: "Endlich einer, der Deutsch redet.“ Um die damaligen EU-Länder nicht vor den Kopf zu stoßen, soll  Khol in den EU-Beitrittsverhandlungen bewusst nicht auf die deutsche Karte gesetzt haben, was Kohl ebenso als Affront betrachtete.