Die im Regierungsprogramm angekündigte Forschungsdaten-Plattform bei der Statistik Austria soll kommendes Jahr ihren Betrieb aufnehmen. Den Entwurf für das "Austrian Micro Data Center" will Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Wochenende in Begutachtung schicken, kündigte er Donnerstag vor Journalisten an. Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas erwartet sich eine deutliche Stärkung des Wissenschaftsstandorts und sichert hohe Sicherheitsstandards zu.
Starten soll das Mikrodatenzentrum sechs bis zwölf Monate nach Beschluss des Gesetzes. Der Entwurf ist laut Ministerium in "finaler Abstimmung" mit den Grünen. Über die neue Plattform sollen jene öffentlichen "Register", die schon jetzt durch die Statistik Austria ausgewertet werden, auch für die Grundlagenforschung zur Verfügung stehen.
So könnten Universitäten und andere zugelassene Einrichtungen Informationen aus dem Melderegister oder dem Bildungsstandregister für ihre Forschung verwenden. Durch entsprechende Sicherheitsstandard will die Statistik Austria sicherstellen, dass die Wissenschafter beispielsweise den Einfluss unterschiedlicher Bildungsverläufe auf die jeweiligen Arbeitsmarktkarrieren analysieren können, ohne dabei Rückschlüsse auf einzelne Personen anstellen zu können.
Geschützter Fernzugriff
"Die Daten verlassen nicht das Haus", versicherte Thomas. Vielmehr will die Statistik Austria den Wissenschaftern einen geschützten Fernzugriff auf einen virtuellen Datenraum erlauben. Dort sollen die nötigen Berechnungen stattfinden. Vor der Auslieferung der Ergebnistabellen werde überprüft, dass sich die Resultate nicht auf Einzelpersonen zurückführen lassen, betonte Thomas.
Zudem seien auch die statistischen Pseudonyme im Gegensatz zu anderen "bereichsspezifischen Personenkennzeichen" nicht auf konkrete Personen rückführbar: "Mit unserem Personenkennzeichnen können wir sie nicht mehr rückschlüsseln." Die Statistik Austria biete ähnlich hohe Sicherheitsstandard beim Datenschutz wie die Nationalbank in der Geldpolitik: "Wir sind die Nationaldatenbank."
Das Wissenschaftsministerium unterstützt den Aufbau des "Austrian Micro Data Centers" (AMDC) mit 490.000 Euro jährlich (plus Valorisierung). Weiters finanziert das Ministerium ein lang laufendes "Haushaltspanel" (Austrian Socio-Economic Panel, ASEP), mit dem gesellschaftliche Entwicklungen und die Wirkung politischer Maßnahmen über Jahre und Jahrzehnte nachgezeichnet werden sollen.
Die Forschungseinrichtungen werden für die Nutzung des Mikrodatenzentrums einen Kostenbeitrag zu leisten haben. Die Höhe ist noch offen. Zugelassen sind laut Faßmann im ersten Schritt alle im Forschungsfinanzierungsgesetz erwähnten Institutionen. Weitere Akkreditierungen sollen zulässig sein. Allerdings sollen die Daten laut Thomas ausschließlich für Grundlagenforschung und nicht für kommerzielle Anwendungsforschung zur Verfügung stehen.
Zusätzlich zu den von der Statistik Austria verarbeiteten Datenbanken können weitere öffentliche "Register" an das Mikrodatencenter angebunden werden. Dazu ist - wie schon jetzt im Forschungsorganisationsgesetz vorgesehen - eine Verordnung des Wissenschaftsministeriums gemeinsam mit dem jeweils zuständigen Minister nötig. Ob auch das Medizindatensystem ELGA beforscht werden darf, entscheidet also letztlich Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). "Natürlich wären diese Daten auch für die Forschung interessant", betonte Josef Kytir von der Statistik Austria. In einer eventuellen Verordnung müsse aber definiert werden, welche Daten einfließen und welche nicht.