Daniel Zadra und Eva Hammerer sind das neue Spitzenduo der Vorarlberger Grünen. Sie wurden am Samstag in Feldkirch von der Landesversammlung mit 98,71 Prozent Zustimmung gewählt. Ihre Wahl stand bereits im Vorfeld praktisch fest, denn weitere Kandidaten gab es nicht. Mit dem 36-jährigen Zadra und der 45-jährigen Hammerer steht damit erstmals ein gleichberechtigtes Duo an der Parteispitze. Sie lösten den 62-jährigen Johannes Rauch ab, der den Grünen seit 1997 vorstand.
Die Vorarlberger Grünen änderten erst im März 2021 ihre Statuten, um eine Doppelspitze zu ermöglichen. Der Lustenauer Zadra galt seit längerem als grüner "Kronprinz", der Jurist und Politikwissenschafter ist seit 2019 Klubobmann der Grünen im Landtag. Hammerer machte sich vor allem in der Kommunalpolitik in ihrer Heimatgemeinde Hard (Bez. Bregenz) einen Namen. Sie ist ebenfalls Juristin und stellvertretende Klubobfrau.
Klima, Bildung, Landwirtschaft
Als zentrale Themen nannten die beiden in ihrer Bewerbungsrede vor rund 200 Delegierten den Klimaschutz, ein gerechtes Bildungssystem, ein Umdenken in der Landwirtschaft sowie soziale Gerechtigkeit. Zadra erklärte, man wolle die Partei öffnen, die Wirtschaft und Zivilgesellschaft mitnehmen, um den gesellschaftlichen Wandel aktiv zu gestalten. Hammerer richtete sich an die grüne Basis: Man solle sich nicht abwenden, wenn man als Regierungspartner nicht 100 Prozent der Vorhaben durchbringe, sondern einander bestärken. Sie gab als Wunschziel im Land 24 Prozent aus - so viele Jahre, wie Rauch Parteichef war. Dazu brauche man die Mitarbeit aller. Die Grünen erreichten bei der Landtagswahl 2019 ein Ergebnis von 18,9 Prozent. Ihre Wahl nahmen die beiden als "Vertrauensvorschuss" an, Zadra betonte: "Gemeinsam machen wir das!"
Zuvor nahmen Langzeit-Landessprecher Johannes Rauch und seine Stellvertreterin Katharina Wiesflecker von der Parteispitze Abschied. Nach dem "brutalen Absturz" bei der Nationalratswahl habe man den Konkurs der Bundespartei abwenden, die Partei konsolidieren und sich zugleich auf die Landtagswahl 2019 sowie auf die Gemeindewahl 2020 vorbereiten müssen. Der Wiederaufstieg sei in Vorarlberg mit einem Landtagswahlergebnis von 18,9 Prozent "fulminant" gelungen, als extrem fordernd beschrieben die beiden Landesräte die Bewältigung der Flüchtlingsbewegung und der Corona-Krise. Wiesflecker betonte, in den 27 Jahren ihrer Partei-Zugehörigkeit seien Übergänge oft mit Verletzungen verbunden gewesen. Sie habe sich einen Übergang mit Wertschätzung vorgenommen, "und ich glaube, das gelingt uns". Sowohl Rauch als auch Wiesflecker wollen Landesräte bleiben.
Rauch: "Rede- und Pressefreiheit verteidigen"
Rauch erklärte, ihm sei "kein bisschen bange um die Zukunft". Er dankte in einer emotionalen Rede langjährigen Weggefährten und seiner Familie. Er habe sich 1997 breitschlagen lassen, den uneinigen grünen "Laden" zu übernehmen und ließ Aufs und Abs seiner Ära Revue passieren. "Alle Erfolge sind Eure Erfolge", betonte Rauch, der "mindestens die Hälfte des Danks" der Partei an seine Stellvertreterin Wiesflecker weitergab. Seine Rede schloss Rauch mit einem Appell für Rede- und Pressefreiheit, eine unabhängige Justiz und die parlamentarische Kontrolle, diese seien nicht selbstverständlich. "Wir Grünen sind aufgerufen, das zu verteidigen, mit allem, was wir haben". Darum müssten die Grünen auch in der Regierung sein.
Bundessprecher Werner Kogler ortete in seiner Laudatio beim bisherigen Führungsduo "echte Harmonie". Unter Rauch und Wiesflecker seien die Vorarlberger Grünen zur erfolgreichsten Landesorganisation geworden und hätten durch ihre Beharrlichkeit etwa in der Verkehrspolitik viel erreicht. Von 10,2 Prozent 2004 stieg der grüne Stimmenanteil im Land auf 18,9 Prozent 2019, "das muss man erst einmal zusammenbringen". Bei Rauch und Wiesflecker ließe sich die Methode der Grünen gut sehen: "Radikal in den Zielen, real in der Durchsetzung". Rauch habe immer trotz schwieriger Situationen, etwa bei Regierungsverhandlungen, kühlen Kopf bewahrt und zur Stabilität und Wiederauferstehungskraft der Grünen beigetragen, etwa nach dem Rauswurf aus dem Nationalrat. "Das kann man gar nicht hoch genug schätzen", so Kogler. Um die Vorarlberger Grünen müsse man sich auch mit dem neuen Spitzenduo keine Sorgen machen.