Am 1. Juli fallen alle Hemmungen, äh Schranken. Wir dürfen uns wieder über volle Stadien, Kinos, Konzertsäle, Bäder freuen, sofern bei Letzterem das Wetter mitspielt. Die Corona-Sperrstunde ist Geschichte, der Babyelefant ebenso. In den Gastgärten fallen alle Beschränkungen. Ein Sommer wie früher?
Bei weitem nicht. Wer ins Gasthaus, ins Schwimmbad, zum Jazzfestival will, muss sich dem 3-G-Regime unterwerfen. Wer nicht geimpft ist, muss sich also testen lassen. Auch die Maskenpflicht erinnert daran, dass die Pandemie immer noch nicht Geschichte ist.
Tourismusminister Köstinger bemühte am Freitag einmal mehr das Bild des Marathons. „Wir biegen jetzt in den Zieleinlauf ein“, meinte sie. Hoffentlich hat sie recht.
Der Vergleich mit dem letzten Sommer hinkt. Im Juli sollten alle Impfwilligen zumindest ihre erste Spritze erhalten haben, vor einem Jahr waren wir noch völlig schutzlos dem Virus ausgesetzt. Auch das Maskenregime ist heute ungleich besser ausgeprägt.
Wir hoffen alle, dass wir jetzt in die Zielgerade des Marathons einbiegen. Allerdings ist die Pandemie nicht vorbei, eine besonders heimtückische Mutation in einem noch so entlegenen Erdteil kann uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Corona ist erst besiegt, wenn der gesamte Planet durchgeimpft wird.
Wenn wir Pech haben, haben wir nur den ersten Teil eines Triathlons absolviert.
Wir sollten mehr Demut vor dem Virus haben.