Auf einer Online-Landkarte der Dokumentationsstelle "Politischer Islam" sollen ab sofort alle muslimischen Einrichtungen in Österreich abgebildet werden.

Ziel des Projekts, das gemeinsam mit der Universität Wien umgesetzt wird, ist es, die Vielfalt des Islam in Österreich abzubilden, aber auch möglichen Auslandseinfluss auf die Organisationen zu beobachten.

"Wir wollen mit diesen Informationen Transparenz schaffen und nicht nur dort hinsehen, wo Gesetze übertreten werden", sagt Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Wichtig sei ihr, einen ganz klaren Unterschied zwischen der Religion und der Ideologie des politischen Islam herauszuarbeiten. "Es gibt keinen Generalverdacht gegenüber muslimischen Organisationen. Unsere Aufgabe ist es, dort hinzusehen, wo es spaltende Tendenzen gibt", so Raab. 

Erfasst werden in der Landkarte derzeit 623 muslimische Organisationen in Österreich, die zudem ausführlich beschrieben werden. "Die Karte soll die Leistungen stärken und Schwächen sichtbar machen", sagt Ednan Aslan von der Universität Wien. So zeige die Karte auch auf, welche Einrichtungen positive Beiträge zur Integration leisten, wie etwa das Angebot von Deutschkursen oder die Betreuung von Flüchtlingen. 

Kritik: "Auflistung dieser Art stellt Generalverdacht dar"

Neu ist das Landkarten-Projekt nicht. Bereits 2012 wurde im Rahmen von "Imame in Österreich", einem von EU und Innenministerium finanzierten Projekt, eine "islamische Landkarte" erstellt. Auf der Website der Universität Wien waren islamische Vereine und ihre geografische Lage in Österreich abrufbar. Von einigen reagierten Organisationen hagelte es damals Kritik, mittlerweile ist die Seite nicht mehr online.

Kritik an der jetzt neu aufgelegten Landkarte kommt von der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ). "Stellen Sie sich vor, wir hätten in Österreich eine Judentum-Landkarte oder eine Christentum-Landkarte. Alleine eine Auflistung dieser Art stellt einen Generalverdacht dar", sagt Obmann Tarafa Baghajati im Ö1-Mittagsjournal. Außerdem seien die Erkenntnisse der Dokumentationsstelle veraltet. 

Um Radikalisierung in Moscheen zu bekämpfen stünden die muslimischen Organisationen ohnehin in Kontakt mit den Behörden, so Baghajati. Die Situation habe sich seiner Ansicht nach hierzulande in den letzten Jahren verschlechtert: "Wir erleben hier gerade in Österreich eine Abkehr vom Dialog im Umgang mit dem Islam. Das ist höchst bedauerlich."

© Screenshot/islam-landkarte.at

Zusätzlich zur "Islam-Landkarte" hat die Dokumentationsstelle "Politischer Islam" drei Dossiers über die größten Dachverbände islamischer Vereine ATIB, Millî Görüş und die Grauen Wölfe erstellt. 

Mouhanad Khorchide, der wissenschaftliche Beirat der Dokumentationsstelle, betont, dass es sich bei der Forschung über diese Dachverbände um einen offenen Prozess handle. "Differenzierung statt Pauschalisierung" sei daher einer der wichtigsten Grundsätze der Arbeit der Dokumentationsstelle.

"Es geht nicht um gut oder schlecht", sagt Khorchide. Man könne nicht sagen, wie viel Prozent der Einrichtungen gefährlich oder radikal seien. Es gehe darum, nach Positionen zu differenzieren, die sich auch innerhalb der Dachverbände unterscheiden. "Hier gilt es, konkret Probleme zu benennen, aber auch Chancen", so Khorchide.

In den Papieren werden an alle drei Dachverbände grundlegende und spezifische Rückfragen gestellt. Etwa, wie sie sich einen Islam europäischer Prägung vorstellen. Der sachliche Diskurs stehe für die Dokumentationsstelle stets im Mittelpunkt: "Betroffene Institutionen sind immer dazu eingeladen, in den Diskurs einzusteigen, um die Debatte zu versachlichen. Wir wollen den inhaltlichen Diskurs jenseits von Dissonanz und Ressentiments anstoßen."